Empfehlung: Die Wut der Kriegerin

Der Sommer naht. Wir empfehlen Urlaubslektüre. Heute stellt Julia Landsteiner den Kriminalroman „Die Wut der Kriegerin“ vor. Sie hat ihn spannend gefunden und mit dem Autor Henrik Iserhart gesprochen.
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Vorweihnachtszeit in Wien: In der Straßenbahnlinie 43 werden drei afghanische Asylwerber erschossen. Rasch ist in Jana Geringer eine Verdächtige gefunden, gegen die alles spricht. Eine Verdächtige, die offenbar beim Tatort war, auf die die Beschreibung der Zeuginnen perfekt passt und die bei Belästigungen bereits mehrmals durch Notwehrüberschreitungen aktenkundig wurde. Eine Verdächtige mit einer wilden Geschichte hinsichtlich Männern und Sexualität.

Doch dann brechen den Ermittlern Sophie Arnsbach und Reinhard Marasek Stück für Stück scheinbare Beweise weg. Und sie werden zunehmend mit dem Leben Geringers konfrontiert, die mehr als genug heftige Erfahrungen gemacht hat – mit Partnern und Vorgesetzten, mit Einheimischen und Ausländern. Ist in diesem Fall eine Büroangestellte ausgerastet oder sind Arnsbach und Marasek auf einer falschen Spur?

In „Die Wut der Kriegerin“ geht es nicht nur um einen Kriminalfall. Im Zuge der Ermittlungen werden auch unterschiedliche Haltungen zu europäischen und muslimischen Männern deutlich. Und durch die Verdächtige drängt immer mehr Sexualität in den Vordergrund, wovon Arnsbach und Marasek nicht unbeeindruckt bleiben.


All die Dinge, die Jana Geringer erlebt hat, entstammen der Biographie einer einzigen Frau. Sie haben in den letzten Jahrzehnten im Leben dieser Frau in Wien und Niederösterreich stattgefunden. In der Figur von Jana Geringer kommen die Erfahrungen, Gefühle und Ansichten dieser Frau zum Ausdruck.

Der Krimi ist knackig und spannend geschrieben. Starker Lokalkolorit Wien. Authentischer Dialekt. Viel sexueller Unterton. Witzige Geplänkel zwischen den beiden Ermittlern. Zentrale Figur Jana Geringer schön herausgezeichnet. Aktuelle politische Themen aufgeworfen – weniger eindeutige Antworten als Öffnung von Fragen.

Insgesamt ist die Story wesentlich differenzierter, als es der Klappentext des Buches vermuten lässt und ein spannender Polit-/Genderkrimi, bei dem man sich eine Fortsetzung wünscht. Schade, dass der Roman mit 150 Seiten doch recht kurz ist. Hab ihn in einem Nachmittag ausgelesen, weil ich ihn nicht weglegen konnte. Hat richtig Spaß gemacht.

Ich habe dem Autor einige Fragen gestellt:

Lieber Henrik, im Klappentext des Buches heißt es, dass all die Erfahrungen, die im Roman beschrieben werden, aus der Biographie einer einzigen Frau stammen. Das gilt aber nicht für die drei Tötungen, mit denen die Handlung startet?

Nein. Da habe ich etwas adaptiert, um den Ausgangspunkt für einen Krimi zu haben. Das heißt aber nicht, dass die Szene völlig erfunden ist. Tatsächlich wurde die Frau, um die es geht, in einer Straßenbahn von drei Afghanen sexuell belästigt. Und zwar genau so, wie im Roman beschrieben. Sie hat dann auch tatsächlich einem von ihnen einen Schlag auf den Kehlkopf verpasst – und die drei waren dabei, sich in Rage auf sie zu stürzen. Dann war allerdings in der Realität keine Pistole im Spiel. Stattdessen hatte die Frau großes Glück, denn es sind drei serbische Bauarbeiter, die zufällig in der Straßenbahn waren, dazwischen gegangen und haben die Afghanen in der nächsten Station unsanft aus dem Wagon geworfen.


„Die Wut der Kriegerin“ ist dein erster und einziger Roman. Was hat dich dazu veranlasst, ihn zu schreiben?

Eigentlich waren es mehrere Motive. Erstens war damals, also 2017, in Wien immer mehr spürbar, wie sich die Situation im öffentlichen Raum durch die Massenzuwanderung von Arabern und Afghanen verändert. Das wollte ich verarbeitet und meine Gedanken dazu formulieren. Und schließlich war und ist der Roman eine Hommage an meine damalige Partnerin, die die Frau ist, die all die beschriebenen Dinge tatsächlich erlebt hat. Ich wollte diese Erfahrungen festhalten und ihr eine Stimme geben.

Du hättest ja auch ein Sachbuch zur Islamisierung oder/und einen biografischen Roman schreiben. Du hast dich für einen Krimi entschieden, für eine Mischung aus Sex und Crime. Warum?

Mein Gedanke war, dass es schon viele Sachtexte zu den problematischen Folgen islamischer Zuwanderung gibt und dass ein Krimi vielleicht spannender ist als eine „normale“ Biografie. Ich hatte im beruflichen Kontext schon immer wieder mal einen Sachtext verfasst. Und da hatte ich schon seit längerer Zeit den Gedanken, mal zu versuchen, einen literarischen Text zu schreiben. Es gab da auch davor schon immer wieder mal die eine oder andere Idee. Bei der Thematik war ich dann offenbar motiviert genug, mich tatsächlich hinzusetzen und diese Idee zu Papier zu bringen. Eigentlich habe ich den kompletten Entwurf in einer Urlaubswoche im Februar 2017 in den Computer geklopft. Meine Partnerin hat neben mir auf der Couch gelesen und ich war beim Schreiben richtig im Flow.

Wie erfolgreich warst du dann mit diesem Versuch? Mit deinem literarischen Erstlingswerk?

Naja, das Projekt „Kriminalroman“ war ja nie kommerziell angelegt. Ich hab ja einen ganz anderen Brotberuf. Ich wollte das einfach mal probieren, hatte keinen Verlag und mich auch nicht um einen bemüht. Hab das einfach ruck-zuck im Selbstverlag rausgebracht, über „Print-on-Demand“. Ohne jegliche Werbung dafür. Real sind dann zuerst im Bekanntenkreis und dann über Mundpropaganda wohl etwa 250 Stück verkauft worden. Pro Exemplar krieg ich als Autor ein paar Cent. Das war also mehr eine Liebhaberei als ein Einkommen. Aber die Rückmeldungen waren durchwegs sehr gut – wobei man bei Bekannten natürlich nicht so genau weiß, ob sie vor allem höflich sind 😉


Also ich fand deinen Krimi wirklich spannend zu lesen! Deshalb hab ich dich kontaktiert. Wird es eine Fortsetzung geben? Einen weiteren Krimi? Oder eine andere literarische Form?

Lust hab ich schon. Ob ausreichend Zeit und Motivation, ist unsicher. Hab tatsächlich im Frühjahr 2022 begonnen, einen weiteren Krimi mit denselben Ermittlern, Sophia Arnsbach und Reinhard Marasek, zu schreiben. Diesmal wären die Corona-Maßnahmen der gesellschaftliche Hintergrund, von Lockdowns über Schulschließungen bis zur Impfpflicht. Mit einem ermordeten „Experten“ der Regierung. Ich hab bereits den Plot beieinander. Und das erste Kapitel ist fertig. Dann aber sind mir andere Dinge dazwischen gekommen. Ich weiß nicht, wann und ob ich mich hinsetze und weiterschreibe.

Mich würd´s freuen. Vielen Dank für das Gespräch!

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