US-Geopolitik: Schock für die EU-Eliten und Hoffnung für die Welt

Die neue Nationale Sicherheitsstrategie der USA ist bemerkenswert: Konzentration auf die Amerikas. Reindustrialisierung. Annäherung mit Russland. Deeskalation mit China. Kritik an den europäischen Eliten.

Am 5. Dezember haben die USA ihre neue Nationale Sicherheitsstrategie (NSS) veröffentlicht: https://www.whitehouse.gov/wp-content/uploads/2025/12/2025-National-Security-Strategy.pdf. Darin wird Fokus auf den amerikanischen Doppelkontinent gelegt. Der unipolare globale Machtanspruch wird durch multipolaren Realismus ersetzt.

Das Dokument markiert eine tiefgreifende Veränderung in der Außenpolitik der USA in der zweiten Amtszeit von Präsident Donald Trump – auch im Vergleich zu seiner ersten Amtszeit. Dieses 33-seitige Papier bekennt sich ausdrücklich zur Doktrin „America First“ und lehnt globale Hegemonie und ideologische Kreuzzüge ab. Es stützt die Strategie der USA auf drei Säulen: Heimatschutz, westliche Hemisphäre und wirtschaftliche Erneuerung.

America First

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Das Dokument kritisiert den bisherigen globalen Interventionismus der USA als Fehlschlag, der Amerika geschwächt habe, und positioniert Trumps Ansatz als „notwendige Korrektur”, um ein „neues goldenes Zeitalter” einzuleiten. Die Devise lautet “winning the economic future”.

Die NSS räumt der Reindustrialisierung in den USA hohen Stellenwert ein. Als Ziel wird eine Erhöhung der Wirtschaftsleistung bis zum Jahr 2030 von 30 Billionen Dollar auf 40 Billionen Dollar angegeben. Schon in den vergangenen Monaten waren die Instrumente dafür erkennbar: einerseits eine Zollpolitik, die Importe verteuert, andererseits eine Senkung der Energiekosten, die Industrieproduktion in den USA (gerade auch angesichts der wahnwitzigen Energiepolitik in Europa) attraktiver macht.

Ebenso auf die USA selbst bezogen ist der Aspekt der inneren Sicherheit. Wie schon in den letzten Monaten erkennbar, geht es dabei um Grenzsicherheit, die Abschiebung von kriminellen und illegalen Migranten sowie um die Bekämpfung von terroristischen Strukturen – sowohl aus dem islamistischen wie aus dem linksextremistischen Bereich.

Und die USA kehren unter Präsident Trump faktisch wieder zur Monroe-Doktrin des 19. Jahrhunderts zurück. Die USA beanspruchen Vorherrschaft über den amerikanischen Doppelkontinent. Welche andere Großmacht sich hier störend einmischt, soll konsequent bekämpft und zurückgedrängt werden.

James Monroe, US-Präsident von 1817 bis 1825, hatte 1823 seine außenpolitische Doktrin verkündet: keine Einmischung in europäische Angelegenheiten, jede Einmischung der anderen Großmächte (damals der Europäer) in Amerika wird ein feindseliger Akt gegen die USA betrachtet. Andrew Jackson, Präsident von 1829 bis 1837 und als Gegner der Eliten und Vertreter der einfachen Leute das erklärte Idol Trumps, hatte diese Politik fortgesetzt und gilt als Isolationist.

Auch diese Politik gegenüber dem amerikanischen Doppelkontinent war in den vergangenen Monaten bereits erkennbar. Das gilt bezüglich dem Panamakanal, wo Trump bereits im Frühjahr einen Rückzug eines chinesischen Konzerns und die Übernahme von Häfen durch US-Investoren erzwungen hat. Das gilt für Venezuela, wo die USA ein feindliches Regime unter Druck setzen. Und das gilt für eine Reihe von Ländern, wie Argentinien oder El Salvador und bald auch Chile und Honduras, wo trumpfreundliche Kräfte regieren.


China und Russland

Die neue NSS der USA akzeptiert eine multipolare Welt, stuft China von einer „bedrohlichen Macht“ zu einem „wirtschaftlichen Konkurrenten“ herab und fordert eine selektive Zusammenarbeit mit Gegnern. Im Gegensatz zu Joe Bidens NSS von 2022 will dieses Dokument die „ewigen Lasten“ der USA im Ausland beenden.

In der China-Politik wird offenbar das Scheitern der bisherigen Ausrichtung anerkannt. Angestrebt werden „für beide Seiten vorteilhafte“ Beziehungen, jedoch durchaus mit Stärke und offenen Optionen (so wird Taiwan als „Priorität“ genannt). Man will mit China keine vollständige Entkopplung, aber Beschränkungen in Bezug auf Technologie/Abhängigkeiten.

Geopolitisch läuft das wohl auf regionale Hegemonialmächte hinaus. Man ist wohl bereit, China auch gewissen Einfluss in Südostasien und vielleicht auch in Afrika zu lassen. Aus Lateinamerika wird man China, das dort mit einem Handelsvolumen von über 500 Mrd. US-Dollar (2024) längst der zweitgrößte Handelspartner ist, aber zu verdrängen suchen. Auf lateinamerikanische Rohstoffe wie Lithium und Kupfer wird man selbst zugreifen wollen, den chinesischen Einfluss im Bereich der Infrastruktur wird man brechen wollen.

Russland wird in der neuen NSS wenig erwähnt und dabei relativ freundlich. Das steht in krassem Gegensatz zur NSS der Vorgängerregierung, die stark auf den „Aggressor Russland“ konzentriert war. Trumps Dokument spricht davon, dass mit Russland „strategische Stabilität“ hergestellt werden müssen. Die USA wollen – das haben bereits die Verhandlungen der vergangenen Monate gezeigt – wirtschaftliche Beziehungen mit Russland und seinen Rohstoffen erneuern und ausbauen.

Trump und sein Umfeld sehen es sicherlich, dass mit Bidens offensiver Ukrainepolitik (geplanter NATO-Beitritt, Aufrüstung etc.) Russland geradezu in die Arme Chinas getrieben wurden. Perspektivisch geht es nun wohl darum, das partiell wieder gutzumachen. Das wird nicht leicht, denn in Russland ist sicherlich viel Vertrauen in den Westen nachhaltig beschädigt. Russland wird also vorsichtig sein und sich bestimmt nicht frontal gegen China stellen, es könnte aber durchaus Interesse haben, mit einem zusätzlichen Partner die Abhängigkeit von China zu reduzieren und mehr Spielraum zu gewinnen.


Jedenfalls liegt es in der Logik von Trumps neuer NSS, eine rasche Beendigung der Feindseligkeiten in der Ukraine auszuhandeln, um eine Eskalation oder Ausweitung des Krieges (etwa durch die europäischen Scharfmacher) zu verhindern und so die Basis für eine nachhaltige Kooperation mit Russland zu schaffen.

Ansage an EU-Eliten

Am bemerkenswertesten sind die Aussagen von Trumps NSS zu Europa beziehungsweise den europäischen globalistischen Eliten. Gegenüber den bisherigen Verbündeten werden nämlich deutlich härtere Töne angeschlagen als gegenüber Russland und China. Manches liest sich wie eine Trennungserklärung. Entsetzen und Panik in Brüssel, Berlin, Paris und London sind die Folge.

Die Trumpisten sehen in der transatlantischen Militärallianz offenbar hauptsächlich einen finanziellen Ballast für die Vereinigten Staaten. Nun gilt die Devise, dass die Europäer sich selbst um ihre Verteidigungsfähigkeit kümmern sollen. Man konzentriert sich mehr auf „Lastenverlagerung“ als auf eine US-Führungsrolle innerhalb des Bündnisses. Die NATO wird nicht als eine auf Werten basierende Gemeinschaft dargestellt, sondern als eine transaktionale Partnerschaft, in der die Verpflichtungen der USA – Truppen, Finanzierung und nukleare Garantien – an die Erfüllung hoher neuer Anforderungen durch die europäischen Verbündeten geknüpft sind. Und auch bezüglich der Ukraine ist die Botschaft, dass ein Fortsetzung der Unterstützung nun weitgehend Sache der Europäer ist.

Besonders scharf kritisiert werden die europäische Energie- und Wirtschaftspolitik, die Abhängigkeit von China und die mangelnde innere Stabilität. Infolge der anhaltenden Deindustrialisierung gefährde die Bundesrepublik Deutschland die transatlantischen Lieferketten und die extreme Verteuerung der Energie würde auch die EU-Märkte destabilisieren.

Noch härter sind die Ansagen auf der politischen Ebene. Angeprangert werden die migrationsbedingte demografische Transformation Europas, „abstürzende Geburtenraten sowie der Verlust nationaler Identitäten und des Selbstvertrauens“. Als europäisches Problem macht die US-Regierung insbesondere die Einwanderungspolitik aus.

Die Europäische Union und ihre „Aktivitäten“ werden als grundsätzliches Problem für den Kontinent beschrieben. Die europäischen Eliten werden unterm Strich als Gefahr für die Interessen der USA und zu Feinden der europäischen Völker erklärt.

„Wir möchten, dass Europa europäisch bleibt“, heißt es in dem Dokument. Der Charakter und die Geschichte der einzelnen europäischen Staaten müssten gewahrt und ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden. Sollten sich die Trends fortsetzen, werde Europa in 20 Jahren oder weniger nicht mehr wiederzuerkennen sein.

Daher sei „alles andere als klar“, ob Europa weiterhin ein verlässlicher Verbündeter bleiben könne. Die USA wollen demnach den „Widerstand gegen den aktuellen Kurs Europas innerhalb der europäischen Nationen kultivieren“. „Unser Ziel sollte es sein, Europa dabei zu helfen, seinen derzeitigen Kurs zu korrigieren“, heißt es weiter.

Scharf kritisiert werden auch die Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Europa und die Unterdrückung der Opposition. Die USA versprechen, „patriotische“ europäische Parteien zu unterstützen, die sich dagegen wehren. Ihr wachsender Einfluss sei „Anlass zu großem Optimismus“. Damit wird die Unterstützung, die etwa Elon Musk und JD Vance schon bisher für rechtspopulistische Kräfte ausgedrückt haben, nun zur hochoffiziellen Politik der USA.

Hoffnung USA

Das könnte nun den Prozess beschleunigen, den wir seit Anfang des Jahres erwartet haben, nämlich die Hinüberschwappen des Paradigmenwechsels durch den Trumpismus nach Europa. Bereits im Januar habe ich geschrieben, die Frage werde sein,

„wie stark und wie schnell sich die Zeitenwende in den USA in Europa niederschlagen wird. Trumps Freunde in der EU wie Viktor Orban werden Auftrieb bekommen, die bisherige EU-Politik wird noch mehr in Bedrängnis geraten. Das wird insbesondere für die Energiepolitik und die damit verbundene Klimareligion gelten. Wenn unter Trump die Energiekosten in den USA weiter sinken, stehen die EU-Staaten vor der Alternative: den Weg in den völligen ökonomischen Untergang mit einem grünen Grinsen auf den Lippen unverdrossen fortsetzen oder eine scharfe Kehrtwendung einleiten.
 
Aber auch auf der politischen Ebene wird die US-Zeitenwende auf Europa durchschlagen. Klare Mehrheiten der EU-Bevölkerung, denen Massenzuwanderung und Wokeness auf totalitäre Weise als ‚alternativlos‘ aufgezwungen wurden und die diese Dinge seit langem sowas von satthaben, werden nun sehen, dass in den USA eine ganz andere Politik möglich ist. Und die politischen Kräfte in EU-Ländern, die das Diversity- und Gender-Regime und die unkontrollierte Zuwanderung kritisieren, werden auf die USA verweisen können. Das EU-Establishment, das bisher seine Herrschaft autoritär und arrogant durchgesetzt hat, wird Druck aus drei Richtungen bekommen, von der eigenen Bevölkerung, von der Opposition und von den USA.“ (https://diefreiheit.info/trumpismus-zeitenwende-und-tiefer-staat/)

In diesem Sinne waren schon die Interventionen von Vance und Musk positiv für die europäische Bevölkerung. Die neue NSS gibt Grund zur Hoffnung, dass globalistischen herrschenden Cliquen in der EU und in Großbritannien immer mehr in die Defensive geraten. Natürlich handelt es sich dabei um Einmischung in die innere Angelegenheit. Allerdings haben sich die USA jahrzehntelang im negativen Sinne in die Angelegenheiten anderer und auch der europäischen Länder eingemischt – wenn sie nun bewirkt, dass Islamisierung, weltfremde Energiepolitik, Deindustrialisierung und Eskalation mit Russland gestoppt werden, wird das den meisten Europäern Recht sein.

Auch Friktionen innerhalb der europäischen Eliten sind gut möglich – nämlich über die Frage, wie weit man sich gegen die USA stellen oder wie weit man zurückweichen soll. Oppositionelle Kräfte in Europa können durch die US-Hilfe Rückenwind bekommen. Die Aussicht auf eine Befreiung vom bleiernen globalistisch-woken Regime kann immer mehr Menschen Mut machen, nicht länger den Mund zu halten, sondern aufzubegehren.

Aber nicht nur für Europa ist die neue NSS eine Hoffnung. Wenn die USA damit ernst machen, bedeutet sie eine Anerkennung einer multipolaren Welt und ein Ende des globalistischen „Werte“-Imperialismus. Sie bedeutet Frieden des Westens mit Russland und Deeskalation gegenüber China – und wirtschaftliche Kooperation mit beiden. Die Realisierung ist noch nicht fix und es gibt definitiv auch in den USA Kräfte, die anderes im Sinn haben. Aber Trumps NSS ist eine Absichtserklärung in eine positive Richtung – und gibt zum Jahresabschluss Hoffnung auf eine gute Entwicklung im Jahr.

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