Die Dschihadisten der Hamas sind nach dem Rückzug der israelischen Armee (IDF) auf die sogenannte „gelbe Linie“ wieder dabei, in 47 Prozent des Gaza-Streifens ihre Terrorherrschaft zu festigen. Angehörige von Clans, die sich ihr widersetzt hatten, wurden öffentlich ermordet.
Gleichzeitig haben die Islamfaschisten die IDF beschossen, sodass Israel seinerseits mit Gegenangriffen antwortete. Die Waffenruhe hängt also an einem seidenen Faden. Damit steht selbst hinter Phase 1 des Deals (Rückgabe der Geiseln, Rückzug Israels auf 53 Prozent des Gebietes sowie Waffenruhe) ein Fragezeichen.
Phase 2 hingegen ist noch wesentlich unsicherer. Sie würde den weiteren Rückzug Israels (auf die „rote Linie“), eine internationale Technokratenverwaltung, eine internationale „stabilization force“ zur militärischen Kontrolle und die Entwaffnung der Hamas vorsehen. Diese hat allerdings bereits angekündigt, dass für sie eine Abgabe der Waffen nicht in Frage komme.
Dass Hamas und die sie mehr oder weniger stützenden Mächte Katar, Türkei und Ägypten überhaupt zu dem Deal bereit waren, liegt nur daran, dass die Dschihadisten vor der völligen Vernichtung durch die IDF standen. Das vor dem Hintergrund der Schwächung von Hisbollah und Iran. Man war bereit, die Geiseln rauszugeben, um die Hamas-Herrschaft in einem Teil von Gaza zu retten.
Israel musste, den kompletten militärischen Sieg vor Augen, dem Deal zustimmen – erstens um zumindest 20 Geiseln noch lebendig zu bekommen, zweitens weil die internationale Druck (vor allem durch EU und UNO, aber auch durch die USA) so groß war. Wie aber ist der Deal unterm Strich zu bewerten? Dazu gibt es sehr unterschiedliche Einschätzungen:
IDF-General Amir Avivi, Sprecher des „Israel Defense and Security Forum“ (IDSF), eines Zusammenschlusses von 34.000 Reserveoffizieren mit guten Verbindungen zu Armeeführung und Regierung, bekräftigt auch in einem weitere Interview seine Bewertung, dass Israel bei Umsetzung des Deals die beiden zentralen Kriegsziele, nämlich die Befreiung der Geiseln und die Entmachtung und Entwaffnung der Hamas, erreiche. Außerdem sei Israel mit dem Deal aus der internationale Isolation wieder heraußen. Und schließlich könne Israel bei einer Weigerung der Hamas aus den weiterhin besetzten Zonen des Gazastreifens jederzeit wieder zuschlagen.
Ebenfalls positiv für Israel bewertet Viktor Hansen, US-Militärhistoriker und politischer Analyst, das Abkommen auf Fox News. Die Schwächung des Iran und seiner Proxys sei nicht nur ein Rückschlag für China, sondern habe auch Katar und die Türkei zu diesem Deal gezwungen, weil sie zu den Siegern gehören wollten. Und Trump habe klar gesagt, „entweder entwaffnet sich die Hamas oder wir entwaffnen sie.“
Ganz anders sieht das der in Russland lebende antiisraelische deutsche Blogger und Analyst Thomas Röper. Israel habe es in zwei Jahren nicht geschafft, die Hamas vollständig zu vernichten, sondern sei gezwungen worden, eine Deal mit ihr abzuschließen. Außerdem sei es Israel nicht gelungen, zumindest einen Teil der Gazaner abzusiedeln und den Gazastreifen dauerhaft zu übernehmen. Stattdessen müsse es das Gebiet schrittweise einer internationalen Truppe überlassen. https://anti-spiegel.ru/2025/netanjahu-hat-den-krieg-gegen-die-hamas-verloren/
Der israelische Parlamentsabgeordnete Amit Halevy (Likud) war der Friedensfeier mit Trump in der Knesset ferngeblieben. Angesichts der am 7. Oktober 2023 abgeschlachteten Israelis und der gefallenen Soldaten sei Feiern nicht angebracht. Bei dem Abkommen handle sich um einen schlechten Deal, der auf einen Sieg der Hamas hinauslaufe. Fatal sei vor allem, dass der Konflikt durch den Deal internationalisiert werde – und in der Folge im Gaza-Streifen statt der IDF zukünftig womöglich Truppen feindseliger Staaten wie Katar oder der Türkei stehen würden.
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Halevy hat wohl nicht unrecht. Allerdings stellt sich die Frage, was aktuell für die israelische Regierung die Alternative gewesen wäre. Trump wollte unbedingt ein Abkommen. Es geht ihm auch stark um geopolitische Aspekte (etwa die Golfstaaten nicht unter den Einfluss von China/BRICS kommen zu lassen). Ohne die volle Rückendeckung der USA und gegen die EU, China, Russland, Kanada und Australien konnte Israel den Krieg nicht mehr lange fortsetzen.
Der Trump-Plan verpflichtet immerhin diverse islamische Staaten auf die Entwaffnung und Entmachtung der Hamas. Israel bleibt zumindest vorerst in Gaza präsent und kann bei Verstößen aktiv werden. Die entscheidende Frage wird also in den nächsten Wochen die Entwaffnung der Hamas sein. Wenn nicht überhaupt schon davor die Verstöße gegen die Waffenruhe in eine Neuaufnahme des Krieges übergehen.
Nachtrag:
Auch Amir Avivi meint in einem neuen Video, dass er es für unwahrscheinlich hält, dass die Hamas ihre Waffen tatsächlich abgibt. Katar und die Türkei würden auf Zeit spielen und versuchen die jetzige Situation eines Waffenstillstandes und dem Machterhalt der Hamas auf 47 Prozent des Territoriums einzufrieren. Israel könne das aber nicht lange hinnehmen, denn die Hamas würde sich in dieser Zeit immer besser reorganisieren und immer mehr Gegner ausschalten. Außerdem steige die Gefahr, dass die Hamas irgendwo an der gelben Linie einen israelischen Soldaten kidnappe und damit ihr Spiel mit einer Geisel von vorne beginne. Und schließlich berichtet Avivi, dass allein im vergangenen Monat aus Ägypten über 500 große Drohnen (mit Drogen und Waffen) in die israelische Wüste Negev eingedrungen seien. Das sei nicht mehr die übliche Kriminalität, sondern Terrorunterstützung, weshalb der Shin Bet die Sache übernommen habe.
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