Die westlichen Mainstreammedien haben in den letzten Tagen überwiegend von einem „gegenseitigen“ Beschuss von Iran und Israel berichtet. Dabei handelt es sich um eine verzerrte Darstellung, die das antiisraelische Narrativ bedient. Denn während Israel gezielt Anlagen des iranischen Militärs, der Geheimdienste und des Atomprogramms angreift (und es dabei einige wenige Kollateralschäden gibt), schießt der Iran wahllos auf israelische Städte. Letzteres ist kein Wunder, denn das Mullah-Regime postuliert seit Jahrzehnten die Vernichtung der Israelis.
Erreichte Ziele
Bei der Einschätzung davon, was Israel mit seinen Schlägen den Apparat der Islamfaschisten bisher erreicht hat, gehen die Meinungen weit auseinander. Die internationalen Sympathisanten des Regimes in Teheran stellen die Sache so dar, als handle es sich nur um oberflächliche Schäden am Atomprogramm, als wären die Verluste an führenden Kadern des Repressionsapparates leicht ersetzbar und die militärischen Kapazitäten weitgehend intakt. Proisraelische Kommentatoren suggerieren, dass diese Kapazitäten bereits stark eingeschränkt seien und die militärischen Führungsstrukturen und das Atomprogramm nachhaltig geschädigt.
Wenn man verschiedene Analysen miteinander abgleicht, scheint folgendes Bild realistisch: Von den Abschussvorrichtungen für Boden-Boden-Raketen ist wohl erst ein Drittel zerstört. Die iranische Luftabwehr aber dürfte wesentlich geschwächt sein. Die Aussage des israelischen Militärsprechers, dass man die „Lufthoheit über dem Iran“ erreicht habe, dürfte weitgehend zutreffen. Auch das Programm zu Produktion ballistischer Raketen dürfte schwer getroffen sein.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte die anlaufende Produktion zehntausender iranischer Raketen (mit teilweise großer Reichweite) in einem sehenswerten Interview mit Fox-News (https://www.youtube.com/watch?v=XD4ZBIWpmKg) ja auch als zweiten Kriegsgrund – neben dem Atomprogramm – bezeichnet. Eine solche Anzahl von Raketen würde Israels Luftabwehrsystem übersättigen und wäre nicht mehr zu verteidigen.
Der Nationale Sicherheitsberater Israels, Zachi Hanegbi, sagte Montagfrüh, Israel werde die Angriffe erst beenden, wenn die atomare Gefahr und jene durch Raketen ausgeschaltet seien. Bisher sei man sogar etwas weiter als laut Zeitplan vorgesehen. Die Anlagen in Isfahan und Natans dürfte tatsächlich weitgehend zerstört sein.
Problem Fordo und die USA
Das Problem ist offenbar Fordo, eine Anlage, die in weit verzweigten Schächten angeblich bis zu 600 oder 800 Meter tief in einem Berg liegt. Israel verfügt weder über die notwendigen riesigen Bomber, die diese Anlage bis in die Tiefe zertrümmern können, noch über die Flugzeuge, um sie zu tragen. Deshalb soll Israel die USA dazu drängen, diesen Angriff durchzuführen, um den Atomkomplex Fordo zu vernichten. Und ein israelischer Regierungsvertreter soll Axios mitgeteilt haben, dass Präsident Trump zuvor vorgeschlagen habe, die USA könnten Fordo angreifen (https://www.axios.com/2025/06/14/israel-iran-war-us-nuclear-program-trump).
Donald Trump selbst sagte am Sonntag, dass es „möglich“ sei, dass die USA direkt in den Krieg eingreifen (https://abcnews.go.com/International/live-updates/middle-east-live-updates-israel-launches-preemptive-strike?id=122797400&entryId=122865207). Wenn Israel tatsächlich bereits die Lufthoheit im Iran hat und das Regime bereits wankt, wäre das für die US-Regierung auch mit geringerem Risiko eigener Verluste und eventuell beschränkt auf eine Operation gegen Fordo möglich.
Sicher scheint das allerdings nicht zu sein. Gerüchte aus angeblichen Geheimdienstkreisen sprachen von einem Kriegseintritt der USA bereits am Montag, den 16. Juni (was bislang nicht geschehen ist). Und der israelische Sicherheitsberater Hanegbi sprach davon, dass Israel selbst die Mittel habe, auch Fordo zu „behandeln“ – auf die Nachfrage, ob Israel also die nötigen Bomben habe, um die Anlage zu zerstören, räumte er indirekt ein, dass die vollständige Zerstörung nicht das Ziel sei. Laut Hanegbi seien alle gesteckten Ziele ohne Hilfe der USA erreichbar.
Gegen einen angeblichen israelischen Plan, Irans geistliches Oberhaupt und Kopf der islamfaschistischen Diktatur, Ali Chamenei, zu töten, soll Trump jedenfalls Einspruch eingelegt haben. Das mag, wenn es stimmt, auch daran gelegen haben, dass die US-Führung geopolitische Aspekte stärker mitberücksichtig.
Geopolitik und Russland
Auffällig ist, wie zurückhaltend sich Russland bisher zum israelischen Angriff auf den Verbündeten Iran verhält. Natürlich wurde Protest geäußert, aber wirkliche Unterstützung bekam Teheran aus Moskau nicht. Statt einer kämpferischen Parteinahme hat sich Russlands Präsident nach Angaben des Kremls in einem Telefonat mit Trump am Samstag selbst als „Vermittler“ im Konflikt zwischen Israel und dem Iran angeboten. „Ich wäre offen dafür“, sagte Trump dem Fernsehsender ABC dazu. Putin habe ihn deswegen angerufen. „Wir hatten ein langes Gespräch darüber. Wir haben mehr darüber gesprochen als über seine Situation.“
Eine Interpretation der russischen Zurückhaltung habe ich bereits vor einigen Tagen angedeutet: Es ist kaum denkbar, dass sich die zur aktuellen Regierung loyalen Teile der US-Geheimdienste nicht im Vorfeld mit den russischen Kollegen für den Fall eines solchen Angriffs besprochen haben. Angesichts des lange erwarteten israelischen Angriffs wird ein Geheimdienstprofi wie Wladimir Putin entsprechenden Austausch gesucht haben.
Der russische Präsident hatte lange Zeit eine gute Beziehung zu Netanyahu und ein positives Verhältnis zu Israel. Auch Putin mag die Islamisten keineswegs (er hatte ja von Tschetschenien über Dagestan bis Zentralasien immer wieder massive Konflikte mit ihnen). In das Bündnis mit dem Iran und seinen Proxys ist er von den globalistischen Führern des Westens gezwungen worden. Er musste sich irgendwie gegen die geopolitische Einkreisung und Erdrosselung wehren und Verbündete suchen. Dass er eine geopolitische Neuordnung mit der neuen Trump-Regierung zumindest in Betracht zieht, ist denkbar.
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Schließlich kann es sein, dass Russland Israel und den USA im Mittleren Osten bis zu einem gewissen Grad freie Hand lässt und dafür von den USA für die bevorstehende russische Sommeroffensive in der Ukraine nicht allzu sehr behindert wird. Und selbst wenn es hier keine explizite Abmachung geben sollte, hat der Krieg zwischen Israel und dem Iran bereits jetzt Auswirkungen auf die Ukraine. 20.000 Flugabwehrraketen, die die USA der Ukraine zugesagt hatten, wurden nun in den Nahen Osten umgeleitet.
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