Stattdessen findet tendenziell eine Täter-Opfer-Umkehr statt, indem Israel als grundloser Aggressor inszeniert wird und seine islamischen Erzfeinde mit ihrem eliminatorischen Hass mehr oder minder verharmlost werden. Das geht zum Teil sogar so weit, die herausragende Gefahr von Atombomben in den Händen der schiitischen Theologen des iranischen Terrorregimes zu relativieren.
Betrachten wir deshalb im Folgenden die Beschaffenheit des islamischen Hasses auf Israel als den eigentlichen Treiber des „Nahostkonflikts“ ein stückweit näher.
Judenfeindlichkeit unter den Bedingungen des Verlustes islamischer Vorherrschaft
Während der mittelalterlichen Glanzperiode schien die islamische Selbstbespiegelung, die „beste von Gott erschaffene Gemeinschaft unter der Menschheit“ zu sein und über die Ungläubigen in den eroberten Gebieten des vormodernen islamischen Imperialismus gemäß der Scharia zu herrschen, ihre Entsprechung in der Wirklichkeit zu finden.
Seit der Niederlage der osmanisch-türkischen Armeen, die mit den Verträgen von Karlowitz (1699) und Passorowitz (1718) besiegelt wurde, setzte dann allerdings ein schmerzlicher Wahrnehmungsprozess ein, in dessen Spannweite nicht die eigene, sondern die fremde (westlich-abendländische) Kultur in Gestalt von moderner (Waffen-)Technik und Wissenschaft, kriegerisch-kolonialistischer Durchsetzungs- und Behauptungsfähigkeit, ökonomischer Potenz etc. als überlegen und übermächtig erfahren wurde. D. h. der nach universeller Herrschaft strebende Islam und seine Anhängerhaft sahen sich nun, spätestens seit dem Einfall Napoleons in Ägypten (1798) und dem Zerfall des osmanischen Reiches, durch den überlegenen Westen in ihren elementaren (identitätsbildenden) Herrschaftsambitionen blockiert.
Dieser interkulturelle Dominanzwechsel zuungunsten des Islam manifestierte sich schließlich in der Niederlage des osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg. Die Ententemächte hatten eines ihrer Kriegsziele erreicht, nämlich „das osmanische Reich, das sich der westlichen Zivilisation als vollkommener Feind erwiesen habe, aus Europa zu vertreiben“ (zit. n. Schulze 2002, S.69).
Angesichts dieser gravierenden objektiven Umwälzungsprozesse und der dadurch hervorgerufenen Widerspruchs- und Krisenerfahrungen fand in breiten Sektoren der muslimischen Gesellschaften eine Transformation bzw. Neuanpassung des überlieferten islamischen Bedeutungssystems an die negativ veränderte Wirklichkeit statt.
Während die traditionell-orthodoxen Kräfte angesichts der westlichen Überfremdung zunächst überwiegend in einer defensiv-abwehrenden Position des reinen Bewahren-Wollens der überlieferten Herrschaftsverhältnisse und normativen Orientierungen verharrten, traten die sog. islamischen „Modernisten“ zwar vordergründig für eine „Erneuerung“ ein, die sich bei näherer Betrachtung aber als regressiv-aktivistische Verteidigung/Behauptung der islamischen Herrschaftskultur entpuppte. Dabei wurden bereits die folgenden, für das spätere „islamistische“ Denken grundlegenden Positionen artikuliert:
a) eine dämonisierende Abwehr der Grundinhalte der säkularen Moderne;
b) die irrationale Beschwörung einer idealisierten Vergangenheit und
c) eine verschwörungsideologische Anprangerung der angeblichen „westlich-materialistischen“ Vergiftung der islamischen Herrscher.
Vor dem dogmatischen Hintergrund der Koransure 13, Vers 11 „Allah verändert die Lage eines Volkes nicht, solange sie sich nicht selbst innerlich verändern“[1], wird als Ursache der „Unterlegenheitskrise“ nicht etwa die islamisch-dogmatische Selbstblockierung einer rationalen Wissenskultur und gesellschaftlichen Fortentwicklung begriffen, sondern ganz im Gegenteil die Abwendung vom wahren Glauben bzw. der ursprünglichen „Rechtgläubigkeit“ als Erklärung herangezogen. So heißt es bei al-Afghani (1838-1897):
„Wir Muslime können unsere Renaissance und unsere Zivilisation nur auf der Basis unserer Religion und unseres Koran aufbauen; nur dieser Weg kann uns helfen, unsere Rückständigkeit zu überwinden. Selbst die guten Dinge bei uns (i. e. die Adaption der modernen Zivilisation) sind Beweise für unsere Unterlegenheit und unsere Dekadenz. Wir zivilisieren uns, indem wir die Europäer nachahmen … Dadurch verliert der Islam seinen Wesenszug, der in der Dominanz und in der Überlegenheit besteht“ (Hervorhebung von mir, H. K; zit. n. Tibi 1991, S. 128).
Ein wesentlicher Teilaspekt dieser demütigenden Unterlegenheitserfahrung unter den Bedingungen westlicher Vorherrschaft war der Verlust der Macht, Ungläubige zu unterwerfen und „Schriftbesitzer“ wie die Juden nicht mehr als Dhimmis behandeln zu können. Das galt insbesondere auch für Palästina, das als ehemaliges Teilgebiet des Osmanischen Reiches nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 auf der Grundlage eines Mandats des Völkerbundes unter britische Oberhoheit geriet.
Der Auftrag dieses Mandats sah zum einen Unterstützung für die Errichtung einer „nationalen jüdischen Heimstätte in Palästina“ vor, forderte aber andererseits „die Wahrung der bürgerlichen und religiösen Rechte aller Einwohner Palästinas, unabhängig von Rasse und Religion“[2]. Damit war ein politisch unvereinbarer Interessengegensatzsatz zwischen jüdischen Einwanderern und arabisch-muslimischen Einwohnern markiert, der fortan das Geschehen dominieren sollte.
War bis zum Ersten Weltkrieg die Einwanderung von Juden relativ spärlich verlaufen – nur etwa 70.000 großenteils sozialistisch-zionistisch gesinnte Juden kamen bis 1914 von Osteuropa nach Palästina (Mallmann/Cüppers 2007, S. 11) – so stieß das Projekt einer jüdischen Heimstätte in Palästina vor dem Hintergrund der nun einsetzenden zionistischen Einwanderungsbewegung umgehend auf massiven muslimischen Widerstand in Gestalt massiver antijüdischer Übergriffe.
So auch am 4. April 1920 in Jerusalem, als muslimische Teilnehmer einer Prozession plündernd durch jüdische Viertel zogen und riefen: „Palästina ist unser Land, die Juden sind unsere Hunde.“ „Die Gewalttätigkeiten, die sich bis zum 8. April fortsetzten, kosteten auf jüdischer Seite fünf Tote, 216 Verletzte und 18 Schwerverletzte“ (ebenda, S.13f.). Immer wieder kam es zu ähnlichen antijüdischen Ausschreitungen, die verdeutlichten, dass die Muslime die vermehrte Anwesenheit von Juden als Nicht-Dhimmis nicht zu ertragen gewillt waren. Am 1. Mai 1921 griff ein muslimischer Mob jüdische Läden und Einrichtungen in Jaffa an, wobei die Aggression sich besonders gegen ein Einwandererheim richtete, in dem sowohl Männer wie Frauen untergebracht waren „und deshalb als Sündenpfuhl betrachtet wurde. Die arabischen Polizisten sahen zu, als man selbst Kinder tötete und manch einem Opfer den Schädel spaltete“ (ebenda, S.15).
Infolge solcher und ähnlicher Gewaltausbrüche wurde folgende „Erpressungsspirale“ in Gang gesetzt: Auf eine muslimische Ausschreitung in beschriebener Form folgte die Einsetzung einer britischen Untersuchungskommission. Diese stellte fest, dass den „Unruhen“ die Angst der arabischen Muslime vor jüdischer Vertreibung zugrunde liegt. Daraufhin wurde stets die Empfehlung ausgesprochen, die jüdische Einwanderung (als Gewaltursache) zu beschränken „Die Angegriffenen waren somit die Schuldigen, und die Araber realisierten, dass sie mit Attacken auf jüdische Menschen das Empire zu Restriktionen zwingen konnten. Jede Drosselung der Einwanderung ermutigte damit die arabische Gewaltbereitschaft“(ebenda, S. 16). Diese Täter-Opfer-Verkehrung in Verbindung mit einem ausgeprägten Kult der Selbstviktimisierung ist bis heute ein bevorzugtes muslimisches Verhaltensmuster.
Wie unbegründet die konstruierte muslimische Angst vor jüdischer Vertreibung war, zeigt folgender Tatbestand: 1922 setze sich die Gesamtbevölkerung Palästinas aus 752.048 Menschen zusammen. Davon waren 589.177 Muslime und 83.790 Juden. 1932 lebten in Palästina 1.052.872 Menschen, darunter befanden sich 771.174 Muslime und 180.793 Juden. Aufgrund des Machtantrittes des antisemitischen NS-Regimes sowie generell des sich ausbreitenden Antisemitismus in Europa nahm die Zahl der jüdischen Einwanderer von 30.327 1933, auf 42.359 1934 und 61.854 1936 zu. Danach gingen die Zahlen aber infolge britischer Restriktion, gerade zu einer Zeit der massiven nationalsozialistischen Judenverfolgung und späteren Vernichtung, deutlich zurück. „1937 lebten 1401794 Menschen in Palästina, darunter 883446 Muslime und 395836 Juden“ (ebenda).
Die eigentliche Ursache der muslimischen Verweigerung einer zeitlich unbegrenzten und friedlichen Koexistenz mit gleichberechtigten Ungläubigen bzw. ehemaligen Dhimmis in einem islamisch beanspruchten Territorium liegt de facto im islamdogmatisch festgelegten (unveräußerlichen) Anspruch auf Herrschaft und rechtliche Bevorzugung. Folgerichtig wurde der antijüdische Kampf zur religiösen Pflicht verklärt und zugleich in einen panislamischen sowie panarabischen Kontext gestellt. Das Oberste Arabische Komitee erklärte unumwunden: „Solange die Juden ein Nationales Heim in Palästina errichten wollen, ist hier ein friedliches Leben unmöglich.“ Und: „Wenn einmal die Engländer die Hand von diesem Land wegnehmen, werfen und jagen wir sämtliche Juden in einem Ansturme ins Meer hinein“ (ebenda, S.27).
Vor diesem Hintergrund eskalierte die antijüdische Feindschaft in einer aggressiven muslimischen Gewaltwelle mit zahlreichen Toten[3], dem sog. arabischen Generalstreik 1936-1939, der zum einen das vollständige Verbot der jüdischen Einwanderung sowie des Landverkaufs an Juden zum Ziel hatte und sich zum anderen gegen die englische Mandatsmacht richtete, die diesen gewalttätigen Prozess mit allen Mitteln zu unterdrücken versuchte. Darüber hinaus kam es auch zu einer internen Repression innerhalb der arabisch-muslimischen Community gegen jene Teile der Palästinenser, die eine Zweistaatenlösung befürworteten und mit den Juden verhandeln wollten. „Ein Überwachungs- und Denunziationsgesellschaft etablierte sich, die Jagd machte auf die ‚Feinde der Revolution‘ und ‚unislamische‘ Abweichler. Politik, Religion, persönliche Clanfehden und ganz gewöhnliche Kriminalität mischten sich zu einer bunt schillernden Melange“ (ebenda, S. 36).
Islamische Adaption des europäischen Antisemitismus und die Kollaboration des Muftis von Jerusalem mit dem Nationalsozialismus
In Anbetracht
a) der islamdogmatisch festgelegten und tradierten Judenfeindschaft als wesentlicher Teilaspekt der generellen islamischen Ungläubigenfeindlichkeit,
b) des Verlustes der islamischen Vorherrschaft sowie der Erfahrung westlich-abendländischer Überlegenheit sowie
c) der nunmehr vorliegenden Gegebenheit, dass die Juden sich anschickten, den Status von demütig Tribut zahlenden Dhimmis zu verlassen und auf von Muslimen beanspruchtem Gebiet eigenmächtig zu siedeln und schließlich gar einen eigenen Staat zu gründen,
lag es auf der Hand, dass der in Europa grassierende rassistische Antisemitismus von bedeutenden Teilen der islamischen Welt begrüßt und zum Teil enthusiastisch aufgegriffen und adaptiert wurde. Kurzum: Es kam zur Aufladung der tradierten islamischen Judenfeindschaft mit europäischem Antisemitismus.
Die ägyptische Muslimbruderschaft, die in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einer Massenbewegung anwuchs und ihrerseits ideologische Einflüsse des europäischen Faschismus aufnahm, mobilisierte von Beginn an gegen „Kreuzfahrer und Juden“. Ihr herausragender Ideologe Sayid Qutb brandmarkte in seinem Hauptwerk „Soziale Gerechtigkeit im Islam“ Freimaurerei und Kommunismus als jüdisches Machwerk und sah die fortwährende Rolle der Juden in der Verschwörung gegen den Islam. Ihr erstes Ziel der umfassenden Weltzerstörung bestehe darin, die Religion zu eliminieren und alle antiislamischen Kräfte zu vereinen.
Der von den Engländern eingesetzte Mufti von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini, ein enger Vertrauter auch des Gründers der Muslimbruderschaft Hassan al-Banna, berief sich gegenüber der Shaw-Kommission[4] explizit auf die „Protokolle der Weisen von Zion“, um eine jüdische Verschwörung in Palästina zu beweisen. Andererseits verlas er 1935 in der Al-Aqsa-Moschee eine Fatwa, „die anschließend im ganzen Land verteilt wurde. Darin erklärte er Palästina zum ‚anvertrauten Gut‘ der Muslime und verurteilte jeden als Verräter und Ungläubigen, der Boden ‚in diesem heiligen islamischen Land‘ an Juden veräußere. Gestützt auf den Koran drohte er ihnen mit gesellschaftlichem Boykott und der Verweigerung eines muslimischen Begräbnisses“ (Mallmann/Cüppers 2007, S. 21).
In hervorstechender Weise verkörperte al-Husseini die Symbiose von islamischer Judenfeindschaft, modernem „Antisemitismus“ und arabischem Nationalismus. Vor allem aber fand die antijüdisch bestärkte Wesensverwandtschaft zwischen deutsch-nationalsozialistischer und islamisch geprägter rechtsextremistischer Ideologie in der Kollaboration der Nazis mit dem extrem judenfeindlichen al-Husseini einen aufschlussreichen Ausdruck. Seit 1921 im Amt, war al-Husseini als oberster Religionsführer und exponierter Repräsentant der arabisch-muslimischen Palästinenser in den 1920er Jahren sowohl für antijüdische Pogrome als auch für Repressionsmaßnahmen gegen nonkonforme Palästinenser verantwortlich und agierte von Beginn an als begeisterter Anhänger des Nationalsozialismus. In einer Rede vor den Imamen der bosnischen SS-Division am 4. Oktober 1944 fasste el-Husseini die seines Erachtens wichtigsten Berührungspunkte zwischen islamischer und nationalsozialistischer Weltanschauung wie folgt zusammen:
- Monotheismus – Einheit der Führung, Führerprinzip.
- Sinn für Gehorsam und Disziplin.
- Der Kampf und die Ehre, im Kampf zu fallen.
- Die Gemeinschaft nach dem Motto: Gemeinnutz geht vor Eigennutz.
- Hochschätzung der Mutterschaft und Verbot der Abtreibung.
- Verhältnis zu den Juden – ‚In der Bekämpfung des Judentums nähern sich der Islam und der N. S. einander sehr.’
- Verherrlichung der Arbeit und des Schaffens: ‚Der Islam schützt und würdigt die Arbeit, welche sie auch sein mag’.
Der Mufti unterstrich in dieser Rede in seltener Klarheit die herrschaftsfunktionale, auf autoritäre Subjektformierung ausgerichtete und aggressiv-kämpferische Grundbestimmung der islamischen Weltanschauungsdoktrin, in der die rituellen und spirituellen Aspekte unselbständig-untergeordnete Teilkomponenten des „islamischen Systems“ bilden:
„Die verschiedenen Kulten des Islams dienen zur Erziehung der Ordnung, des Gehorsams und der Disziplin. Z. B. das Gebet ist eine ausgezeichnete Übung in diesem Sinne. (…) Das Gebet müssen die Moslime in geordneten Reihen unter Führung des Imams wie ordentliche Soldaten unter Führung ihres Vorgesetzten verrichten. (…) Es ist richtig das Gebet der Moslime als eine tägliche militärische Demonstration vor Gott zu bezeichnen. Die anderen Kulten des Islams, wie das Fasten und die Pilgerfahrt dienen ebenfalls zur Erziehung der Ordnung, der Disziplin und des Gehorsams“ (Höpp 2004, S. 220).
„Der Kampf ist eine der Hauptgebote des Islams. Jeder Moslem betrachtet den Kampf als die Krönung seiner Taten für seinen Glauben. Zahlreiche Verse des Korans fordern die Moslime zum Kampf und zur Aufopferung von Gut und Blut für ihre Idee auf. Für den Kampf in diesem Sinne sind keine Grenzen des Alters und des Geschlechts gezogen. Jeder der die Kraft und die Möglichkeit besitzt muss kämpfen. (…) Die höchste Ehre für einen Moslem und seine Angehörigen ist, wenn er im Kampfe fällt und erleben deshalb nicht selten, dass Moslime sich in den Tod gestürzt haben, um als Gefallene zu sterben. Dabei sind die kühnsten Taten im Kampf gegen den Feind vollbracht worden“ (ebenda).
Würdigend stellte der Mufti fest: „Deutschland bekämpft das Weltjudentum, den Erbfeind des Islams“ und erklärte zum Verhältnis zu den Juden Folgendes: „ In der Bekämpfung des Judentums nähern sich der Islam und der N.S. einander sehr. Fast ein Drittel des Koran beschäftigt sich mit den Juden. Er hat alle Moslime aufgefordert sich vor den Juden in acht zu nehmen, und sie wo man sie treffen mag zu bekämpfen. Die Juden haben in Kheibar versucht, den von Gott gesandten Mohammed zu vergiften und verschiedene Attentate gegen ihn unternommen oder unternehmen lassen, die alle misslungen sind. Alle Versuche Mohammeds sie zur Vernunft zu bringen waren erfolglos, sodass er sich endlich gezwungen sah, die Juden zu beseitigen und sie aus Arabien hinauszujagen“ (ebenda, S. 21).
Generell stieß der Machtantritt der deutschen Nationalsozialisten in der gesamten islamischen Welt auf begeisterte Unterstützung. Hitler wurde als Held gefeiert und 1938 in arabischen Zeitungen mit dem Propheten Mohammed gleichgesetzt. Aus Teheran wurde berichtet, dass Geistliche in der Gestalt Adolf Hitlers den zwölften, von Allah gesandten Imam zu erkennen glaubten. In Saudi- Arabien erklärte Ibn Saud 1939: „Alle Araber und Mohammedaner in den verschiedensten Gegenden der Welt hätten eine große Achtung für Deutschland, die noch gesteigert worden sei durch den Kampf, den Deutschland gegen das Judentum, den Erzfeind der Araber, führe.“ (Mallmann/Cüppers 2007, S. 46).
Während Hitler den Mufti als einen „mohammedanischen Papst“ betrachtete[5], schwärmte Himmler seinerseits für den Islam als „kriegergerechte“ Religion. Sein Enthusiasmus für den – gegenüber dem Christentum – „heldischeren“ Islam bedingt auch sein Bemühen um die Seelsorge der muslimischen Soldaten sowie die Rücksichtnahme auf die islamischen Vorschriften. Dementsprechend werden a) Truppenimame, ausgewählt von einem Hauptvertrauensmann des Muftis, zugelassen; b) deren Bekleidung festgelegt (Feze); c) die Richtlinien der weltanschaulich-geistigen Erziehung der muslimischen Divisionsangehörigen mit dem Mufti abgestimmt und d) islamgerechte Verpflegung ohne Schweinefleisch und Alkohol zugelassen. Explizit verbat sich Himmler die unter deutschen Soldaten üblichen Witze über die muslimischen Freiwilligen.
Mit zahlreichen Schreiben und Interventionen war der Mufti – ganz im Sinne der islamischen Massenstimmung – darum bemüht, die Auswanderung von Juden aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Palästina zu verhindern und fungierte damit als aktiver Handlanger der nazistischen Judenausrottung. Ihm ging es darum, dass möglichst viele Juden vor der hitlerfaschistischen Kriegsniederlage getötet werden sollten. „Der Mufti war ein ausgemachter Feind der Juden und machte keinen Hehl daraus, dass er sie am liebsten alle umgebracht sähe“, schrieb der deutsche Legationsrat Melchers. (Gensicke 2007, S. 107).
[1] Der Koran 2003, S. 206.
[2] The Palestine Mandate. The Council of the League of Nations https://avalon.law.yale.edu/20th_century/palmanda.asp
[3] „Während zwischen 1936 und 1939 insgesamt 547 Juden durch den arabischen Terror getötet wurden, fielen diesem gleichzeitig 494 Araber zum Opfer“ (Mallmann/Cüppers 2007, S. 34). Es ist davon auszugehen, dass ein relevanter Teil der arabischen Opfer auf die die interne arabisch-muslimische Repression zurückzuführen war.
[4] „Der Shaw-Bericht, offiziell „Report of the Commission on the Palestine Disturbances of August 1929“, allgemein bekannt als Shaw-Kommission, war das Ergebnis einer britischen Untersuchungskommission unter der Leitung von Sir Walter Shaw, die eingesetzt wurde, um die gewalttätigen Ausschreitungen in Palästina Ende August 1929 zu untersuchen. Der Bericht der Kommission wurde im März 1930 veröffentlicht und führte zur Einrichtung der Hope Simpson Enquiry im Mai 1930. Sie kam zu dem Schluss, dass die Ursache der Unruhen in der arabischen Furcht vor der ständigen jüdischen Einwanderung und den Landkäufen begründet war, die besonders von einer wachsenden arabischen landlosen Klasse ausging. Dies wurde später in der Hope-Simpson-Untersuchung und dem nachfolgenden Passfield-Weißbuch bekräftigt, die beide eine begrenzte jüdische Einwanderung nach Palästina forderten.“ https://en.wikipedia.org/wiki/Shaw_Commission
[5] Vgl. Gensicke 2007, S. 139.
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