Sportlich war das Finale dieses Jahr eine klare Sache. Der finanziell überlegene französische Serienmeister PSG deklassierte Inter Mailand in München mit 5:0. Mehr als überschattet wurde das Spiel durch die „dritte Halbzeit“ – von brutalen Ausschreitungen und Plünderungen mit zwei Toten, etwa 200 Verletzten (darunter 22 Polizisten und sieben Feuerwehrmänner) und circa 560 Verhaftungen. Fast 700 Brände wurden gelegt, davon über 260 Fahrzeuge.
PSG und Islambefolger
Nach den zur Verfügung stehenden Bildern und Videos waren daran vor allem Araber und Afrikaner beteiligt, wahrscheinlich eine Mischung aus „Fans“ des PSG und den üblichen „erlebnisorientierten“ muslimischen Jugendlichen aus den Vororten, die schon öfter den Bürgerkrieg mit dem französischen Staat geprobt haben.
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In dieses Bild passt auch, dass bei den Ausschreitungen mehrere Synagogen, ein koscheres Restaurant und eine Holocaust-Gedenkstätte geschändet wurden (https://x.com/dahrinoor2/status/1929073035103056314 und https://x.com/dahrinoor2/status/1929073035103056314).
Bei den Fans vieler europäischer Fußballklubs überwiegen die indigenen Europäer stärker als in der Bevölkerung der jeweiligen Stadt. In Deutschland etwa beteiligen sich Türkischstämmige wenig an den Fanszenen der einheimischen Vereine, sondern fiebern mit der Klubs ihres Herkunftslandes mit. Ähnliches gilt für Österreich oder England.
Bei PSG dürfte das partiell anders sein. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Region Paris besonders stark islamisiert ist. Eine andere Ursache ist vermutlich auch der Charakter des PSG als DER Klub und DAS Aushängeschild des Golfemirats Katar.
PSG ist somit so etwas wie ein islamischer Verein in Frankreich, was eine spezielle Sympathie von Islambefolgern in Frankreich erklären dürfte. Und so haben PSG-Fans schon während des Finalspiels im Stadion eine Palästina-Fahne und ein antiisraelisches Spruchband gezeigt.
Sponsor Katar
Katar ist über seine Qatar Foundation beziehungsweise seine Fluglinie an Sport-Sponsoring im großen Stil beteiligt. Das geht von Basketball über Motorsport bis zu Tennis, wo sogar der politisch bewusste und kritische Novak Djokovic seit 2024 als „Markenbotschafter“ von Qatar Airways herumläuft. Den Fokus legen die Kataris aber seit langem und klugerweise auf den Fußball.
Während die moderaten Vereinigten Arabischen Emirate über ihre Fluglinie Fly Emirates der Sponsor von Arsenal FC, Real Madrid, AC Milan, Olympique Lyon und anderen sind, spielt das den Muslimbrüdern nahe stehende Katar eine noch wichtigere Rolle im internationalen Fußball-Business. Dazu gehört Sponsoring von Vereinen wie den Boca Juniors, dem FC Barcelona, bei Inter Mailand oder Bayern München (letzteres wurde nach Protesten der Fanszene beendet).
Und PSG wird eben von Katar über Qatar Sports Investment und den katarischen Präsidenten Nasser Ghanim Al-Khelaifide facto kontrolliert. Seit dem Einstieg 2011 kauften die katarischen Geldgeber dem einstigen Durchschnittsklub PSG neue Spieler für insgesamt 2,3 Milliarden Euro.
„Dieses Finale von München geriet für Katar aber nicht nur wegen des beeindruckenden 5:0-Sieges von PSG gegen Inter Mailand zum größtmöglichen Triumph. Sondern auch wegen eines Umstandes, den Hauptsponsor Qatar Airways in einer großspurigen Meldung auf der eigenen Website zuvor als ‚historisches Sponsoring-Triple‘ bezeichnet hatte. Erstmals in der Geschichte der Champions League finanzierte eine Firma beide Finalteilnehmer und auch noch den Wettbewerb selbst.“ (https://www.spox.com/fussball/listen/bittere-pointe-fuer-die-fans-des-fc-bayern-muenchen-katar-jubelt-nicht-nur-wegen-des-triumphs-von-psg/blt6869c1cc23870fac#cs45815b67a61ecdb0)
Katars Rolle in UEFA und FIFA
Seit 2024 ist Qatar Airways Sponsor der Champions League. PSG-Präsident Al Khelaifi ist übrigens auch Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees sowie CEO der beIN Media Group, die in vielen Ländern die Übertragungsrechte an der Champions League hält. Und ebenfalls seit 2024 ist die katarische Fluglinie nicht mehr nur Sponsor des EM-Turniers, sondern jetzt auch offizieller Airline-Partner aller UEFA-Wettbewerbe für Herrennationalmannschaften.
Bei der FIFA sieht es kaum anders aus: Qatar Airways ist offizieller Sponsor und die Fluggesellschaft stellt in diesem Rahmen auch mehrere Flugzeuge zur Verfügung. Katar war offizieller Sponsor der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2024, insbesondere durch seine Tourismusbehörde „Visit Qatar“ und die Fluggesellschaft Qatar Airways.
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Dass Katar selbst die Fußball-WM 2022 zugesprochen bekommen hat, brachte seinen Einfluss im Sport-Geschäft symbolträchtig ins Rampenlicht. Bei der Vergabe sollen Korruption und Bestechung eine wichtige Rolle gespielt haben, vor allem über Mohamed bin Hammam, einen Freund des Emirs (https://www.merkur.de/politik/wm-2022-katar-vergabe-korruption-fifa-exko-mohamed-bin-hammam-beckenbauer-rettig-zr-91801410.html).
Dass solche Methoden nicht auf den Sport beschränkt sind, zeigte sich im Fall Eva Kaili. Die sozialdemokratische Abgeordnete aus Griechenland war 2022 nach Katar gereist und hatte danach im EU-Parlament – pünktlich zu Beginn der umstrittenen WM in der Wüste – die Menschenrechtslage in Katar gelobt und das Land als „führend bei den Arbeitsrechten“ bezeichnet. Einige Wochen später hatten Ermittler in ihrer Wohnung Säcke mit 1,5 Millionen Euro Bargeld gefunden. Ihr Partner legte schließlich ein Teilgeständnis über Gelder aus Katar ab.
Katarischer Einfluss in Unis und Politik
Viele Beobachter vermuten, dass dieser Fall nur die Spitze eines Eisberges ist, dass Katar durch Investitionen, Sponsoring und Bestechungen in immer mehr Institutionen des Westens Einfluss gewinnt – und damit auch ideologische und politische Macht.
In den USA soll Katar in den letzten 20 Jahren 94 Milliarden US-Dollar investiert haben, in Medien, in Lobbyarbeit im Kongress und ins Bildungssystem (https://www.thefp.com/p/how-qatar-bought-america-9df). Ein besonderes Bespiel dafür sind die US-Elite-Universitäten, die zuletzt durch propalästinensischen und antiisraelischen Extremismus aufgefallen sind.
Katar ist nämlich mit sechs Milliarden US-Dollar seit 2007 der wichtigste ausländische Sponsor von US-Universitäten (https://jungle.world/artikel/2024/18/campus-katar-und-kapital). Die Bild-Zeitung berichtete unter dem plakativen Titel „Was haben Elite-Unis und Terroristen gemeinsam? Den Sponsor!“, dass US-Unis allein von 2014 bis 2019 2,5 Milliarden Euro von Katar bekommen hätten (https://www.bild.de/politik/ausland-und-internationales/geld-aus-katar-was-haben-elite-unis-und-terroristen-gemeinsam-den-sponsor-663791ac3dbd352feb0ed626). Katar gehe dabei strategisch vor und konzentriere sich auf einige Elite-Unis, um dort maximalen Einfluss auszuüben. Die Gelder würden oft nicht als katarische Spenden deklariert und meist über die Qatar Foundation laufen.
Insgesamt ist die Vorgangsweise Katars sehr durchdacht. Einerseits nimmt man über Spenden und Investitionen Einfluss auf die Eliten, nämlich auf Politiker und den Nachwuchs auf bestimmten Universitäten. Andererseits schafft man über Fußball, ein wichtiges Element der Populärkultur, Zugang zu breiteren Schichten. Darüber, ob etwa die antiisraelischen Politik von Emanuel Macron von katarischer Intervention beeinflusst ist, kann spekuliert werden (siehe dazu auch: https://diefreiheit.info/globalisten-gegen-israel/).
Katar und die Muslimbruderschaft
Wenn sich Katar im Westen als Veranstalter einer Fußball-WM und als Betreiber einer Fluglinie als freundlicher Golfstaat präsentiert, sieht es hinter den Kulissen anders aus. Das Emirat ist politisch von den Muslimbrüdern kontrolliert, einer islamisch-extremistischen Strömung, die in der Zwischenkriegszeit in Ägypten entstand und mit dem italienischen Faschismus und dem deutschen Nationalsozialismus kooperierte (https://diefreiheit.info/hamas-und-nazis-brueder-in-theorie-und-praxis/).
Seit 50 Jahren sind die Muslimbrüder international aufgestellt und in der arabischen Welt und darüber hinaus ein echter Machtfaktor. An der Regierung sind ihre Gesinnungsgenossen in Katar, in der Türkei, mit den Taliban in Afghanistan und im Gazastreifen; in vielen anderen Ländern sind sie durch ihre Netzwerke ein wichtiger politischer Akteur.
Die internationale Expansion der Muslimbruderschaft begann mit dem Erdölboom in den frühen 1970er Jahren, als die arabischen Golfstaaten immer mehr Arbeitskräfte brauchten. Neben unqualifizierten Arbeitern aus Pakistan oder Bangladesch kamen auch zahlreiche ägyptischer Lehrer und Techniker auf die Arabische Halbinsel, von denen viele Mitglieder oder Anhänger der Bruderschaft waren. Sie bildeten nicht nur ihre eigenen Strukturen aus, sondern gewannen in den konservativ-religiösen Golfmonarchien auch politischen Einfluss.
Während sie in Saudi-Arabien als Gefahr für die alleinige Macht des Königshauses verstanden und teilweise auch bekämpft wurden, verbanden sich die Muslimbrüder in Katar erfolgreich mit der Herrscherfamilie Al-Thani. De facto ist die Bruderschaft in Katar die herrschende politische Kraft, und das Emirat ein Staat der Muslimbrüder. Sie können die staatlichen und wirtschaftlichen Strukturen für ihre internationale Agenda benutzen, und Katar ist ihr Hauptfinancier.
Und Katar ist zwar ein kleines Land mit nur 2,7 Millionen Einwohnern, aber mittlerweile ein wichtiger Player im globalen Kapitalismus. Das Emirat ist über seine Dachgesellschaft Qatar Investment Authority (QIA) an zahlreichen internationalen Großkonzernen beteiligt, etwa an VW zu 14,6 Prozent, der Deutschen Bank, an Credit Suisse, an Total, Barclays, dem Flughafen Heathrow, der Reederei Hapag Lloyd, bei der russischen Ölgesellschaft Rosneft oder beim französischen Mischkonzern Lagardere. Weltweit hat QIA etwa 330 Milliarden US-Dollar angelegt und gehört damit zu den ganz großen Playern. (siehe auch: https://www.achgut.com/artikel/muslimbrueder_die_dachorganisation_der_hamas).
Bedeutung der Muslimbruderschaft
Insgesamt ist die Muslimbruderschaft global gesehen die vermutlich einflussreichste islamische Organisation. Mit Katar kontrolliert sie einen bedeutenden Player des Weltkapitalismus. Mit weiteren Staaten, nämlich der Türkei und den Taliban in Afghanistan, ist sie verbündet. Ihr weltweites Netzwerk durchdringt die meisten islamischen Staaten und auch in Europa nicht nur die muslimischen Gemeinschaften, sondern längst auch staatliche Institutionen.
Die Muslimbrüder werden von vielen naiven politischen Kommentatoren als – im Vergleich zu Al-Qaida oder dem Islamischen Staat – gemäßigte Islamisten eingeschätzt. In Wahrheit verfolgt die Bruderschaft lediglich eine andere Strategie, nämlich ein kluges, längerfristiges Konzept. Al-Qaida oder IS setzen voller religiös-politischem Eifer auf eine frühzeitige militärische Konfrontation, in der sie zwar viele Menschen töten, aber letztlich scheitern.
Die Muslimbruderschaft hingegen agiert wesentlich geduldiger. Sie baut über viele Jahrzehnte ihre ökonomischen, religiösen, politischen und militärischen Strukturen sowie ihre Verankerung in Institutionen und in der Bevölkerung auf. Sie arbeitet dabei, etwa in den palästinensischen Autonomiegebieten oder in europäischen Staaten, auch mit der demografischen Entwicklung, einer Art Geburtendschihad.
Erst dann, aus einer Position der Stärke, sucht die Muslimbruderschaft die Konfrontation und ist dann – ganz in der Tradition der islamischen Expansion – um nichts besser als Al-Qaida oder IS. Aktuell bewiesen hat das die Hamas, ihre palästinensische Zweigstelle. Aufgrund ihrer überlegten und geduldigen Strategie und ihrer Verbreitung ist die Muslimbruderschaft letztlich global gesehen die deutlich größere Gefahr als Al-Qaida oder der IS.
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