125 Flugzeuge der US Air Force waren an dem Militärschlag beteiligt, darunter Tarnkappenbomber vom Typ Stealth B2, die die 14 Tonnen schweren Bomben GBU 57 tragen können. Zwei dieser Bomben wurden auf die Atomeinrichtung in Natans, 12 auf die tief in einem Berg liegende Anlage in Fordo geworfen.
Der US-Luftschlag
Donald Trump sprach in seiner üblichen Diktion von einer „vollständigen Zerstörung“ der Anlagen. Ob das tatsächlich der Fall ist, ist fraglich. Außerdem kann es dem iranischen Regime gelungen sein, ihr hochangereichertes Uran schon im Vorfeld „in Sicherheit“ zu bringen. Dennoch werden die bunkerbrechenden US-Bomben zumindest massivste Schäden an den iranischen Nuklearanlagen angerichtet haben – und das Atomwaffenprogramm der Mullahs wohl um Monate, wenn nicht Jahre zurückgeworfen haben.
Die US-Militäroperation, bei der die Flugzeuge direkt aus den USA starteten und am Weg betankt werden mussten, wurde von verschiedener Seite als „hochkomplex“ beschrieben. Sie wurde wohl nicht seit Wochen, sondern seit Monaten vorbereitet (vielleicht schon bald nach Trumps Amtsantritt beginnend). Entscheidend war wohl, dass Israel davor den iranischen Luftraum weitgehend geklärt hat.
Bisher sechs Schritte
Dabei haben wir seit eineinhalb Jahren mehrerer Schritte sichtbar, die auf das Pogrom an israelischen Zivilisten durch den iranischen Proxy Hamas folgten:
Schritt 1 waren die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen, um das Bedrohungspotential durch Hamas-Raketen aus Gaza weitgehend auszuschalten.
Schritt 2 war die Zertrümmerung von militärischen Einrichtungen der Hisbollah im Libanon und die Tötung ihrer Führung.
Schritt 3 war Syrien, wo zwar ein diktatorisches Regime durch ein anderes ersetzt wurde, wo aber Israel die Unruhen nutzte, um die syrische Luftwaffe zu zerstören.
Schritt 4 war die israelische Bodenoffensive, um den Gazastreifen zu besetzen und die Hamas-Herrschaft zu beenden.
Schritt 5 waren die israelischen Militärschläge auf den Iran, die die Luftabwehr weitgehend ausschalteten, zentrale Führungsfiguren des Regimes eliminierten, Raketenstellungen sukzessive zerstörten, Nuklearanlagen beschädigten und Rüstungsfabriken vernichteten.
Schritt 6 war nun der US-Militärschlag, der relativ risikolos im bereits von Israel beherrschten iranischen Luftraum durchgeführt werden konnte.
Zwischenergebnis
Insgesamt ist damit vom ehemals mächtigen schiitisch dominierten Block Iran-Syrien-Hisbollah-Hamas-Huthis (im Jemen), der auch noch erhebliche Unterstützung unter den Schiiten im Irak hatte, nicht mehr viel übrig. Das ist eine Entwicklung, die vor zwei Jahren wohl kaum jemand erwartet hätte.
Der israelische Brigadier Amri Avivi, Gründer des rechtskonservativen Israel Defense and Security Forum (IDSF) mit Einfluss auf die aktuelle Regierung, ist der Meinung, dass der Iran nur eine Chance hatte – nämlich im Oktober 2023 selbst und mit alle seinen Verbündeten voll in den beginnenden Krieg einzusteigen. Danach sei der israelischen Sieg festgestanden, man habe das Heft des Handelns in der Hand gehabt und der Iran sei immer schwächer geworden. (https://www.youtube.com/watch?v=XIs-uSiDiqM)
Die Voraussetzung dafür war auf israelischer Seite eine Haltungsänderung – von zögerlichen Zweifeln an den eigenen Möglichkeiten hin zu einer selbstbewussten Entschlossenheit. Es haben sich politische Kräfte durchgesetzt, die mit der Bedrohung durch zehntausende ballistische Raketen und demnächst Atomwaffen in der Hand eines fanatischen Regimes, das seit Jahrzehnten die Vernichtung des jüdischen Staates proklamiert hat, nicht mehr leben wollen. Benjamin Netanyahu, dem man von seiner Corona-Politik bis zu seiner Kooperation mit den Bandera-Anhängern in der Ukraine viel vorwerfen kann, ist nur das Gesicht einer Kräfteverschiebung in Israel, die vor allem von der jungen Generation getragen wird.
Und mit der Amtsübernahme durch Trump wurde der neue Kurs noch erheblich begünstigt. Denn die Globalisten um Joe Biden haben ebenso wie die in Europa mit ständigem Druck zur Mäßigung die Israelis stets nur behindert (https://diefreiheit.info/globalisten-gegen-israel/). Von Trump hingegen war zu Recht eine klarere Unterstützung für Israel zu erwarten.
Skurrile internationale Reaktionen
Die Reaktionen auf den US-Militärschlag durch die führenden europäischen Mächte sowie durch Russland entbehren nicht einer unfreiwilligen Komik. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte „alle Seiten dazu auf, sich zurückzuhalten, zum Verhandlungstisch zurückzukehren und eine weitere Eskalation zu vermeiden“. Auf dieser Linie lagen auch die Statements aus London, Paris und Berlin. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sagte, „es gibt keine militärische Lösung. Der einzige Weg nach vorn ist die Diplomatie.“ Und die aufgeregte Wichtigmacherin im österreichischen Außenministerium schrieb: „Österreich steht weiterhin für Diplomatie statt Eskalation.“
Diese Statements kommen also von genau den Leuten, die gegen Russland eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld anstrebten, die mit noch mehr Waffen an die Ukraine immer noch mehr eskalieren wollten, die lange Zeit jede Verhandlungslösung mit Russland als „Kriegsmüdigkeit“ und Verrat denunzierten. Diese Politiker hoffen wohl, dass ihrem Publikum der schreiende Widerspruch nicht auffällt. Vor allem aber zeigt sich dabei, wie – durch Kapitalinteressen und politisches Lobbying – proislamisch die globalistischen Eliten sind.
Einen Sinn für Komik bewies aber auch das russische Außenministerium, das schrieb: „Die unverantwortliche Entscheidung, das Gebiet eines souveränen Staates mit Raketen und Bomben anzugreifen, mit welchen Argumenten auch immer, verletzt das Völkerrecht auf eklatante Art und Weise“.
Es gibt für den russischen Angriff auf die Ukraine gute Gründe: Maidan-Putsch und Unterdrückung der Russischsprachigen in der Ukraine, ständige Angriffe auf Donezk und Lugansk durch die banderistische ukrainische Armee, gebrochene Versprechen bezüglich NATO-Osterweiterung, drohender NATO-Beitritt der Ukraine. Aber nun Israel und den USA mit der territorialen Integrität eines souveränen Staates und dem Völkerrecht zu kommen, ist doch – vielleicht sogar absichtlich – ironisch.
Weltkriegsgefahr?
Etliche Kommentatoren, besonders die „antiimperialistischen“ Islamapologeten und die traditionellen Antiamerikaner, warnen nun vor der Gefahr eines Flächenbrandes und eines dritten Weltkrieges. Vielen dieser Leute geht es damit vor allem darum, gegen Israel zu mobilisieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass um den Iran ein offener Krieg zwischen den Großmächten ausbricht, ist gering.
Hundertprozentig ist nie auszuschließen, dass in militärischen Konflikten eine ungewollte eskalierende Dynamik eintritt. In aktuellen Fall sitzen aber in Israel und den USA ebenso wie in Russland und China (und anders als im Iran) rationale Akteure. Der US-Angriff war explizit als begrenzter Militärschlag angelegt. Auch zuvor in Syrien hatte Israel darauf geachtet, die russischen Stützpunkte nicht zu treffen.
Russland und China haben natürlich den Angriff auf ihren Verbündeten verurteilt. Was sollte sie auch sonst tun? Aber sie haben in der Praxis keinen Finger zur Unterstützung des Mullah-Regimes gerührt. Dmitri Medwedew, Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, hat zwar in den Raum gestellt, andere Staaten könnten dem Iran Atomwaffen liefern. Das dürfte allerdings nicht viel mehr als eine Drohgebärde sein.
Wenn Russland in das Geschehen im Nahen Osten eingreifen hätte wollen, hätte es das schon früher machen müssen, nämlich einen Sturz des Assad-Regimes in Syrien zu verhindern suchen. Zu diesem späten Zeitpunkt wird Russland für den Iran erst recht keinen Weltkrieg riskieren. Letztlich ist das Regime in Teheran auch für Moskau kein Sympathieträger und auch zu brüchig und schwach, um gerettet zu werden.
Eine Interpretation der russischen Zurückhaltung habe ich bereits in einem anderen Artikel angedeutet: Es ist kaum denkbar, dass sich die zur aktuellen Regierung loyalen Teile der US-Geheimdienste nicht im Vorfeld mit den russischen Kollegen für den Fall eines Angriffs auf den Iran besprochen haben. Angesichts dessen, dass der Angriff Israels lange erwartet war, wird ein Geheimdienstprofi wie Wladimir Putin entsprechenden Austausch gesucht haben.
Der russische Präsident hatte lange Zeit eine gute Beziehung zu Netanyahu und ein positives Verhältnis zu Israel. In das Bündnis mit dem Iran und seinen Proxys ist er von den globalistischen Führern des Westens gezwungen worden. Er musste sich irgendwie gegen die geopolitische Einkreisung und Erdrosselung wehren und Verbündete suchen. Dass er eine geopolitische Neuordnung mit der neuen Trump-Regierung zumindest in Betracht zieht, ist denkbar. Schließlich kann es sein, dass Russland Israel und den USA im Mittleren Osten bis zu einem gewissen Grad freie Hand lässt und dafür von den USA für die russische Sommeroffensive in der Ukraine nicht allzu sehr behindert wird.
Die einzige wirkliche Gefahr für eine Eskalation dürfte gegenwärtig Pakistan sein, die „islamische Atommacht“. Diesbezüglich kann nur gehofft werden, dass die anderen Großmächten, inklusive Indien, das dortige Regime so weit im Griff haben, dass es keine unbedachten Initiativen wagt.
Ein neues Vietnam?
Einige Kommentatoren, besonders wiederum die Israel-Hasser und Antiamerikaner mit durchsichtigen Motiven, „warnen“ auch davor, dass die USA auch im Iran in einen jahrelangen Guerillakrieg geraten würden, den sie nicht gewinnen könnten. Auch das ist unwahrscheinlich.
Natürlich hat das islamische Regime in Teheran nun Vergeltung auf US-Einrichtungen angedroht. Zu wie viel davon die Mullahs nach den israelischen Angriffen noch in der Lage sind, wird sich zeigen. Ein paar Raketen werden höchstwahrscheinlich auf US-Stützpunkte durchkommen – so wie auch weiterhin auf Israel. Viele werden auch abgefangen werden und insgesamt zerstört Israel immer mehr Abschussrampen, sodass die Gefahren tendenziell geringer werden.
Auch wenn es noch den einen oder anderen Treffer gibt, hat das keine kriegsrelevante Bedeutung – wie auch Dan Schueftan, der israelische Politikwissenschaftler und ehemalige Sicherheitsberater von Yitzhak Rabin ausführt: https://www.welt.de/politik/ausland/video256286890/iran-israel-krieg-es-hat-sich-heute-die-strategische-geschichte-des-nahen-ostens-veraendert.html Dasselbe gilt für terroristische Anschläge, die die Mullahs da oder dort womöglich in Auftrag geben werden.
Und dabei stellt sich auch die Frage, wie weit das iranische Regime überhaupt gehen will. Auch nach der Tötung ihres wichtigen Generals Qasem Soleimani durch die USA im Januar 2020, als Teheran noch nicht geschwächt war, war die Reaktion sehr bescheiden – mehr als Show für das eigene Publikum angelegt und weniger als echte Vergeltung.
Falls die Mullahs noch massive und relevante Schläge gegen die USA schaffen, müssen sie mit noch härteren Angriffen der US Air Force rechnen. Da ihre Herrschaft in der Bevölkerung ohnehin schon sehr unbeliebt ist, sind sie womöglich mittlerweile zu jedem Deal bereit, der sie irgendwie an der Macht lässt.
Und von einem „neuen Vietnam“ kann wohl aus zwei Gründen nicht die Rede sein: Erstens werden die USA höchstwahrscheinlich nicht mit Bodentruppen in den Iran gehen. Zweitens wäre die große Mehrheit der Bevölkerung, von der auch nur die Hälfte Perser sind, wohl nicht bereit, für die Islamisten einen opferreichen Guerillakrieg zu führen.
Perspektiven
Das heißt nicht, dass das iranische Regime keine Optionen mehr hat. Es kann beispielsweise versuchen, die Straße von Hormus zu sperren, durch die 30 Prozent der weltweiten Erdölexporte laufen. Allerdings müsste es damit rechnen, dass die USA der iranischen Marine dann vernichtende Schläge zufügen. Und außerdem könnte es damit die arabischen Nachbarn ebenso verstärkt gegen sich aufbringen wie den Verbündeten China, der von den Öllieferungen aus dem Golf abhängig ist.
Die islamistische Diktatur in Teheran hat zahlreiche führende Kader verloren, der Militär- und Repressionsapparat ist angeschlagen, eine Mehrheit von wohl 70 oder 80 Prozent der Bevölkerung gegen die Mullahs eingestellt. Das heißt aber nicht automatisch, dass das Regime stürzen wird. Eine Diktatur kann, wenn sie 20 oder 30 Prozent der Bevölkerung und verlässliche Unterdrückungsstrukturen hinter sich hat und wenn die oppositionelle gestimmte Mehrheit keine Organisationsstrukturen hat, ihre Herrschaft behaupten. Und die Gegner des Regimes überlegen sich natürlich drei Mal, ob sie jetzt ihre Haut riskieren, wenn der Westen schlussendlich wieder einen Deal mit dem Regime macht, die Mullahs doch an der Macht bleiben und die Oppositionellen massenhaft in ihre Folterkeller zerren.
Sollte es den Islamisten gelingen, ihre Herrschaft zu retten, ist auch eine Wiederaufnahme des Atomwaffenprogramms möglich. Es wäre allerdings wohl um Jahre zurückgeworfen und einer ständigen Bedrohung durch Israel ausgesetzt, das die Lufthoheit behalten könnte.
Konsequenter wäre es für Israel und die USA, wenn sie einen Regime Change nicht nur für wünschenswert erachten, sondern betreiben würden – durch die fortgesetzte Zerstörung des iranischen Repressionsapparates und durch die Bewaffnung von Oppositionellen und eventuell auch von ethnischen Minderheiten wie den Kurden. Mit anderen von den USA betriebenen Regimewechseln wäre das kaum vergleichbar, denn in den anderen Ländern wurden säkulare Regime (teilweise mit Hilfe von Islamisten) geputscht, im Iran steht die Bevölkerungsmehrheit gegen eine islamistische Diktatur.
Auch wenn die Frage der zukünftigen Regierung des Iran noch offen ist, so kann insgesamt gesagt werden, dass durch die Angriffe auf den Iran in den letzten Wochen und die israelischen Erfolge in den vergangenen eineinhalb Jahren die islamischen Extremisten in der Region erheblich geschwächt wurden. Das öffnet die Tür bessere Beziehungen zwischen Israel und einer Reihe von arabischen Staaten und für eine gedeihlichere Entwicklung des Nahen Ostens.
Die Sprache des Orients
Jahrzehntelang hat Israel versucht, mit seinen islamischen Nachbarn ein friedliches Auskommen zu finden. Das war aber mit einer Kultur, die vorherrschend aggressiv und expansiv geprägt ist, nicht möglich. Mit weniger als der Vernichtung des Israels wollten sich seine Feinde nicht zufrieden geben. Jede Zurückhaltung und jedes Entgegenkommen wurde von der arabischen Seite seit Jahrzehnten als Schwäche und als Einladung zu weiteren Angriffen interpretiert.
Diese Haltung reicht zurück bis zu den Anfängen des Islam, zu Mohammed und zum Koran. Es war schließlich Mohammeds tiefe Überzeugung, dass im Konfliktfall immer die gottgefällige Sache über die Ungläubigen triumphieren müsse; zum Ausdruck kommt das in den Suren 8, 48 und 59. Der gewaltsame militärische Sieg gilt für Muslime seitdem als Beweis für die Wahrheit der islamischen Lehre. Und da der Islam im Großteil seiner Geschichte erfolgreich expandierte, konnte sich diese Art der „Erkenntnistheorie“ gut halten.
Problematisch wird es für die Islamgläubigen dann, wenn sie militärisch verlieren. Dann bekommt die Arroganz der muslimischen Überlegenheit zwangsläufig Risse. Das war der Fall, als die islamische Welt nicht nur ökonomisch gegenüber dem Westen ins Hintertreffen geriet, sondern schließlich die arabischen Raubstaaten in Nordafrika im früher 19. Jahrhundert und dann das osmanische Reich von den Ungläubigen auch noch militärisch besiegt wurden.
Die aktuelle israelische Führung versteht offensichtlich die Sprache des Orients, die Sprache der Stärke. Ihr ist wohl klar, dass der weitere Aufschwung der islamischen Herrschaftsideologie und ihrer terroristischen Akteure nur durch Entschiedenheit zu bekämpfen ist. Islamistische Kräfte verstehen nur die Sprache der Gewalt. Nur durch möglichst drastische Niederlagen werden die Expansion und die Vorherrschaftsansprüche des Islam zu brechen sein. Und die Niederlagen des iranischen Regimes werden die Begeisterung von so manchen Muslimen, die dem starken Sieger, der andere demütigt, nacheifern, für den Dschihad dämpfen.
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