Männlichkeit – Männerleben – Wokeness

Einige grundlegende Reflexionen über Männlichkeit, über das Leben von Männer in verschiedenen Phasen und angesichts des woken gesellschaftlichen Drucks, über das Verhältnis von Vätern und Söhnen, über Gemeinschaft und aufrechten Gang.
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Der vorliegende Essay wurde im Mai 2020, in der Anfangsphase des Corona-Regimes, verfasst und stand in gewissem Sinne auch unter dem Eindruck der beginnenden Repressalien. Es sind – wie man am auch Stil erkennen kann – niedergeschriebene Gedanken zur Selbstverständigung in einem engen Freundeskreis. Formulierungen wurden nur an einigen wenigen Stellen, die für Außenstehende missverständlich gewesen sein könnten, verändert.

Die Wintersonnenwende, die besinnliche Weihnachtszeit, die Rauhnächte, die lange Dunkelheit der Jahreszeit und der Jahreswechsel gelten in der Kultur der weißen Völker der Nordhalbkugel als Zeit der Reflexion, des Nachdenkens über Grundlegendes, des Abschieds von Altem und der Neuausrichtung. In diese letzten Tages des Jahres passen auch Überlegungen über die eigene Identität

Vielleicht kann der vorliegende Text dem einen oder anderen Mann den einen oder anderen Gedanken liefern, um selbst über diese Thematik zu reflektieren, Punkten zuzustimmen oder sie abzulehnen oder weiter zu denken. Und vielleicht kann es auch für die eine oder andere Frau interessant sein, sich auf diese Überlegungen zu Männlichkeit und Männerleben einzulassen und sich eine Meinung dazu zu bilden – und über die (hier nur knapp berührte) weibliche Identität nachzudenken.

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Männerleben

Männlichkeit bedeutet lebenslangen Kampf gegen die Natur und andere Männer, um zu beweisen, dass man es wert ist, als Mann zu gelten. Männlichkeit bedeutet körperliche und mentale Stärke, Mut auf verschiedenen Ebenen, Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen. Auf diesen Grundlagen bedeutet Männlichkeit weiter ein selbstsicheres entschlossenes Auftreten und den Respekt von anderen Männern und von Frauen.

Ja, auch Frauen können stark, mutig, entschlossen, selbstsicher und kämpferisch sein. Die meisten von uns Männern schätzen und bewundern das auch an Frauen. Aber auch wenn sie es nicht sind, können Frauen dennoch als weiblich wahrgenommen und von Männer attraktiv gefunden werden. Weiblichkeit und weibliche Attraktivität wird über andere – körperliche und psychische – Eigenschaften definiert.

Und dabei handelt es sich nicht nur um gesellschaftliche Zuschreibungen. Es gibt Frauen, die stärker, mutiger, entschlossener und sogar kämpferischer sind als manche Männer, aber im Durchschnitt sind die biologischen Voraussetzungen unterschiedlich und diese Unterschiede sind klar messbar. Männer sind, um nur wenige Aspekte anzureißen, beispielsweise im Durchschnitt 12 cm größer als Frauen, haben einen massigeren Knochenbau und mehr Muskelmasse. Ihr Testosteron macht sie aggressiver, konfrontativer, klarer, kompromiss- und rücksichtsloser und durchschaubarer. Sie sind im Durchschnitt nicht nur körperlich stärker, sondern auch emotional stabiler, entscheidungsfreudiger, risikobereiter und gesellschaftlichem Druck weniger empfänglich.

Frauen sind – wiederum im Durchschnitt – empathischer, emotional intelligenter, sozial kompetenter, kommunikativer, mehr zu Zuhören und Dialog in der Lage, harmoniebedürftiger, sprachlich und feinmotorisch überlegen, haben mehr Sinn für Ästhetik. Ein willkürlich gewähltes Beispiel für biologische Ursachen von Unterschieden: Eine Frau in Nowosibirsk wird kälteresistenter sein als eine Frau in Kreta, aber im Durchschnitt ist Frauen leichter kalt als Männern. Kein Wunder, denn Frauen haben eine dünnere Haut, weniger wärmende Muskelmasse und ihre Östrogene sorgen dafür, dass ihre Körperwärme im Zentrum konzentriert wird, was die Natur für den Fall einer Schwangerschaft eingerichtet hat und was bei vielen Frauen zu kalten Händen und Füßen führt.

Die unterschiedlichen Stärken und Kompetenzen von Frauen und Männer sind nicht mehr oder weniger wert. Anerkennung von Gleichwertigkeit sollte aber damit einhergehen, auch Unterschiede zur Kenntnis zu nehmen und zu lieben. Unterschiedliche Eigenschaften und Qualitäten können gerade den Reiz im Verhältnis der Geschlechter ausmachen. Schön, wenn auch Mädchen sportlich sind, sich mutig in der Natur bewegen und sich selbstbewusst gegen unerwünschte Zudringlichkeiten wehren können. Aber es ist auch gut und den eigenen Bedürfnissen entsprechend, wenn sie ihre sozialen und emotionalen Kompetenzen kultivieren oder als „Prinzessinnen“ mit ihrer Weiblichkeit spielen.


Ein Junge aber kann nur dadurch zum Mann werden, indem er stärker wird, seine Furchtsamkeit überwindet, seine Fähigkeiten verfeinert, ihnen zu vertrauen lernt und sich so Respekt verdient. Jeder Bub wird geprüft und an anderen gemessen. Er wird schnell verstehen oder instinktiv begreifen, er wird bald wissen, dass das Leben der Männer ein Weg von Rivalität und Kampf ist.

Jeder Anführer, jeder Weltrekordhalter und jeder Silberrücken unter den Gorillas schaut ständig über seine Schulter. Das Mannsein muss ständig verteidigt werden, gegen immer neue Herausforderungen. Der Spießrutenlauf muss gegangen werden, ob einem Buben das gefällt oder nicht. Wer den Kampf ablehnt, verwirkt seinen Anspruch auf Männlichkeit. Jeder Auseinandersetzung (nicht nur den sinnlosen) aus dem Weg zu gehen, ist die Anerkennung der Niederlage und eine Zurschaustellung geistiger Feigheit.

Manche applaudieren solchen Verfallserscheinungen, sie verachten Männlichkeit und Stärke und propagieren androgyne Geschlechtsneutralität. Die Diversity-Ideologen, Transgenderisten und andere Manipulatoren des Systems treten ein für angepasste, unterwürfige, passive „moderne“ Männer, die brav für das System arbeiten und konsumieren, die Gewaltfreiheit als Mantra vor sicher hertragen, jedem Konflikt aus dem Weg gehen, sich alles gefallen lassen, nie aufbegehren. Die Männlichkeit abtrainiert soll insbesondere dem „weißen Mann“ werden. Er soll nicht breitbeinig dasitzen, nicht zu laut sprechen, Gender-Mainstreaming super finden und jegliche Form der Gewalt verabscheuen. Er soll sich für die Ausbeutungsgeschichte der europäischen herrschenden Klassen, für die weder er persönlich noch seine lohnabhängigen Vorfahren etwas können, schuldig fühlen und sich auch sonst für alles Mögliche schämen.

Es ist eine Doppelmühle. Denn diejenigen, die dieser Indoktrinierung zum Opfer gefallen sind, werden von niemandem respektiert. Niemand respektiert einen zahmen Mann, der sich ständig entschuldigt und zurückrudert. Niemand respektiert einen Mann, der niemals für sich selbst eintritt und für seine Interessen kämpft. Niemand respektiert einen Mann, der immer jammert und dauernd um Erlaubnis bittet. Kein Kind respektiert einen Vater, der es nicht verteidigt, der sich selbst nicht verteidigt. Keine Frau respektiert einen solchen Mann. Auch die meisten Frauen, die gegen „männliche Aggressivität“ und für gegenderte friedvolle Gefügigkeit, Demut und „Toleranz“ bis zur Selbstaufgabe eintreten, stehen in der Praxis dann nicht auf die von ihnen dressierten Weicheier, sondern ziehen, wenn sie die Wahl haben, männliche Männer vor.

Die multikulturalistische One-World-Moral und der gendergerechte globalistische Universalismus sind wesentliche Bestandteile der Ideologie des neoliberalen Kapitalismus. Zu dieser Ideologie gehört auch ein selbstgerechter Individualismus, der nur den Einzelnen und „die Menschheit“ kennt und „Gruppendenken“ bezüglich Klassen oder Völkern snobistisch ablehnt. Dieses Denken ist auch, auf der Klassenebene, eine Ideologie zur Atomisierung der Arbeiterklasse in den einzelnen Ländern und auf der Geschlechterebene eine Philosophie für Männer, die aufgegeben haben. Sie haben ihr Land, ihre kulturellen Wurzeln, ihre Frauen, ihr Klassenbewusstsein, ihre Würde und ihre Identität aufgegeben. Sie sind zu impotenten Halbmännern geworden, die es verdienen, Opfer und Sklaven des Systems zu sein. Der Diversity-Universalismus ist eine Ideologie, die jeden Mann, der sie annimmt, vergiftet, entwurzelt und entmannt.

Als letzte Sublimierung für Männlichkeit im echten eigenen Leben verplempern diese gezähmten Männer ihre Zeit mit Ego-Shooter-Spielen oder sie verfolgen exzessiv TV-Übertragungen der Kämpfe von sportlichen Helden. Sie kippen in kommerzielle kriegerische Fantasy-Serien oder Pornografie; alles mit etwas schlechtem Gewissen. Diese Erscheinungen zeigen bei den vom System zerstörten und unterworfenen Männern Reste von männlichen Reflexen, aber es sind eben schäbige und bedauernswerte Ersatzhandlungen.


Andere von der herrschenden Propaganda zerstörte Männer setzen sich in „kritische“ Männergruppen, wo sie sich selbst für ihre letzten männlichen Reflexe geißeln, oder kultivieren ihren Schuldkomplex mit „kritischer Weißseinsforschung“. Manche suchen esoterische, psychotherapeutische oder religiöse Wege „zu sich selbst“ oder flüchten sich, angesichts der Ächtung der eigenen Kultur in den westlichen Ländern, in exotische Kulturen oder Religionen, erhoffen ihr Heil in indianischem Schamanismus, afrikanischem Voodoo, der Konversion zum Islam oder tibetanischem Buddhismus. Nur die eigenen Wurzeln der europäischen Völker, die Traditionen der eigenen Arbeiterklasse und die eigene Männlichkeit bleiben tabu – wie es vom globalistischen individualistischen, multikulturalistischen Imperium der Atomisierung gewünscht wird.

Das echte Leben der Männer, dieser Weg von Stärke, Mut und Entschlossenheit, dieser Weg von Rivalität und Kampf ist kein faires Spiel. Nicht alle von uns werden mit denselben körperlichen Voraussetzungen geboren, nicht alle haben die gleichen Stärken. Manche von uns hatten keine Väter, die ihnen den Weg zur männlichen Identität zeigten, von denen sie Eigenschaften gelernt hätten wie Robustheit und Widerstandsfähigkeit, nicht nur in Konfrontationen mit anderen, sondern auch gegenüber Kälte und Hitze, Regen und Sturm. Sie hatten keine Väter, von denen sie Selbstsicherheit, Selbstbehauptung, Entschlossenheit, Übernahme von Verantwortung und emotionale Stabilität vorgelebt und gelehrt bekommen hätten.

Manche derjenigen, die zwischen 1945 und 1965 Jungen waren, hatten gar keine Väter, weil diese Väter aus dem Krieg nicht zurückgekehrt waren. Andere hatten Väter, die aus dem Krieg körperlich oder psychisch verkrüppelt zurückkamen, innerlich gebrochen und besiegt. Manche Jüngeren von uns hatten Väter, die nach Trennungen nicht für ihre Söhne da waren oder aber zwar physisch, aber nicht emotional anwesend waren. Andere hatten Väter, die selbst nicht in der Lage oder bereit waren, ihnen männliche Eigenschaften zu vermitteln, weil sie es selbst nie gelernt hatte, weil sie zu feige, zu indoktriniert, zu domestiziert waren, weil sie selbst keine Stärke, keinen Mut, keine Entschlossenheit besitzen.

Manche von uns konnten väterliche Versäumnisse in Freundeskreisen teilweise nachholen, Stärke, Mut und Fähigkeiten erwerben und beweisen. Manche von uns haben sich in der Schule geprügelt, im Stadtviertel, unter Fußballfans oder in kleinen weltanschaulichen Gruppierungen gelernt, sich in Männergruppen zu bewegen und sich Anerkennung zu verschaffen und vielleicht sogar Anführer zu werden. Sie haben dort auch Gemeinsamkeit und Solidarität kennengelernt, nicht die inhaltsleere offiziell propagierte Form bezüglich der ganzen Menschheit, sondern eine konkrete und praktische tribalistische Form in Bezug auf die eigenen Leute. Sie haben im gemeinsamen, teilweise auch physisch ausgetragenen Kampf gegen andere „Stämme“ einen intensiven Zusammenhalt gespürt.

Manche von uns waren in jüngeren Jahren konfrontativer. Wir sind jeden, der uns selbst, unseren Partnerinnen oder Freunden blöd gekommen ist, forsch angegangen. Wir haben unverschämten Leuten im öffentlichen Raum schnell mal eine gebrochene Nase angedroht und sie eingeschüchtert. Wir sind kaum einem Konflikt aus dem Weg gegangen (manchmal auch idiotischen nicht) und meist war ein entschlossenes und  aggressives Auftreten ausreichend, um die Sache zu klären.

Dann sind wir etwas älter geworden. Manche von uns haben Kinder bekommen, Verantwortung übernommen und wollen nun lieber weniger draufgängerisch sein, kein unnötiges Risiko nehmen. Manche haben vielleicht einen durch waghalsiges Agieren selbst verschuldeten Unfall nur knapp überlebt und verhalten sich nun lieber vorsichtiger, beim Mountainbiken, beim Skifahren und generell. Vielleicht wurden wir auch ein bisschen angesteckt von der in Bildungseinrichtungen, Firmen und Medien ständig abgespulten entmännlichenden Gehirnwäsche, die unsere Widerstandskraft ersticken und garantieren soll, dass wir als brave und unterwürfige Rädchen des Systems funktionieren. Immer mehr von uns haben Erfahrungen mit zugewanderten jungen Männern aus archaischen Kulturen gemacht, die meist in Gruppen auftreten, die  gerne ihre Reviere markieren und die schon bei Blicken, die sie als provokant deuten, schnell mit Messern operieren – und das hat uns vielleicht auch insgesamt defensiver gemacht im Auftreten im öffentlichen Raum.

Manche von uns haben inzwischen vielleicht selbst Söhne. Wir wollen nicht, dass sie zu den vom System erwünschten Weicheiern werden, die sich alles gefallen lassen und sich nicht wehren können. Anders als viele Väter im gegenderten urbanen liberalen Kleinbürgertum konzentrieren wir uns gegenüber unseren Kindern nicht auf eine umsorgende bis ängstlich-behütende Mütterlichkeit, sondern nehmen die tabuisierte Väterlichkeit an. Wir wollen unsern Söhnen männliche Eigenschaften wie Stärke, Robustheit, Mut, Widerstandsfähigkeit, Entschlossenheit oder Selbstsicherheit vermitteln. Wir versuchen das so, wie wir das selbst authentisch vorleben können. Wir bieten ihnen Führung an und erziehen sie zu Prinzipienfestigkeit. Wir wollen unseren Söhnen Identifikationsfiguren sein.

Wir werden mit ihnen Fußball spielen, ihnen Skifahren beibringen, mit ihnen raufen, mit Pfeil und Bogen schießen und Feuer machen. Wir werden mit ihnen im kalten Wasser schwimmen, durch den Regen laufen, bei einem Sturm rausgehen und seine Kraft spüren. Wir werden mit ihnen in der Natur unter freiem Himmel übernachten und mit ihnen Fischen gehen. Wir werden mit ihnen ein Baumhaus bauen und werden mit ihnen Tomaten, Karotten und Kartoffel pflanzen. Wir werden sie ermutigen und herausfordern. Wir werden mit ihnen manchmal auch riskantere Dinge tun, an Grenzen gehen, immer im Wissen, dass wir dabei auf sie aufpassen. Wir werden ihnen sagen, dass man sich wehren darf und muss. Wir werden versuchen, sie mental und körperlich auf Konflikte vorzubereiten. Wir werden ihnen zeigen, dass wir sie beschützen und verteidigen.

Gleichzeitig sehen wir, wie in der gesamten Gesellschaft, besonders in den urbanen Räumen, vom Kindergarten beginnend, männliche Aggression oder auch nur entschlossenes oder dominantes Auftreten geächtet wird. Und gegenüber indigenen Buben, wenn sie sich körperlich wehren oder durchsetzen wollen, gibt es seitens der Kindergärtnerin oder der Lehrerin auch keine „kultursensiblen“ Relativierungen oder Entschuldigungen. Wir müssen diesem Klima irgendwie Rechnung tragen, wollen wir unsere Söhne ja auch nicht in Situationen treiben, die sie überfordern müssen.

Wenn wir Pech haben, haben die Mütter unserer Söhne die herrschende Ideologie von Geschlechtsneutralität, Mutlosigkeit und Fügsamkeit dermaßen inhaliert, dass sie unseren Söhnen eintrichtern, jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen, und dass jede Form von Gewalt, selbst zur Verteidigung, ganz böse sei. Wenn wir Pech haben und mit den Mütter unserer Söhne nicht mehr zusammen sind, fesseln und knebeln uns die übliche Rechtsprechung, die es Müttern sehr leicht macht, Vätern – bei mangelndem „Wohlverhalten“ – ihre Söhne zu entziehen. Das zwingt uns dazu, in der männlichen Erziehung unserer Söhne Dinge zu vermeiden, die bei den Müttern, wenn sie dem ideologischen Mainstream verhaftet sind, nachhaltige Irritation auslösen könnte. Damit bringt uns die gängige Rechtslage in eine schwache Position, die unsere Söhne irgendwo spüren werden; sie werden uns, ihre Väter, zumindest gegenüber ihren Müttern, als schwach empfinden.

Im Leben eines Mannes geht dieser Kampf um Männlichkeit, um die Anerkennung als Mann vor sich selbst und vor anderen, nie zu Ende. Es gibt immer neue Herausforderungen. Es wird immer Rückschläge geben, kaum jemand wird jeden Konflikt gewinnen – und man kann auch nicht jeden sinnlosen Konflikt ausfechten (sondern muss sich vielmehr auf die wichtigen konzentrieren). Man wird entweder früh, am Höhepunkt seiner Kraft und Energie, sterben; vorzugsweise keinen sinnlosen Tod, sondern einen, der ein Vorbild gibt und einen für andere weiterleben lässt. Oder man lebt lange genug, um sich selbst beim Niedergang zuzusehen.

Jeder Mann, der nicht in der Blüte seines Lebens stirbt, wird Zeuge werden, wie sein Körper schwächer wird und sportliche Leistungen nicht mehr so locker wie früher möglich sind, wie die früher selbst empfundene Unverwundbarkeit angeknackst wird und Wehwehchen zunehmen, wie auch Konzentrationsfähigkeit und Energie insgesamt nachlassen. Dieser Prozess wird uns zuerst erschrecken und wir werden ihn eine Zeit lang nicht wahrhaben wollen, dann wird er uns nachdenklich und schweigsamer machen. Die meisten Männer werden miterleben, wie zuerst die Kraft ihrer Väter schwindet, dann ihre eigene Kraft, wie sie auf einer körperlichen Ebene nicht mehr mit jüngeren ebenbürtig sind und wahrgenommen werden. Sie werden, selbst wenn sie für ihr Alter körperlich fit geblieben sind, miterleben, wie ihnen jüngere Männer, die nicht demselben „Stamm“ angehören, mit weniger Respekt gegenübertreten und wie sie jüngere Frauen, die früher ihre Selbstsicherheit und Männlichkeit anziehend fanden, seltener in derselben Weise ansehen.

Ein älterer Mann kann nur darauf hoffen, dass er – unter denen, die ihn kennen, in seinem „Stamm“ – für seine Erfahrung und seine Weisheit respektiert wird und dass er die rückläufige körperliche Kraft durch Mut, Entschlossenheit, Selbstsicherheit, Konsequenz und Beurteilungskraft kompensieren kann.

Im Frühjahr 2015 wurden Einheiten der Volksrepublik Donezk östlich von Mariupol von zahlenmäßig weit überlegenen und von der NATO waffentechnisch aufgerüsteten ukrainischen Einheiten einige Kilometer zurückgeschlagen. Für den geplanten Gegenangriff standen keine Panzer zur Verfügung und es machte sich unter den betroffenen Soldaten der Volksrepublik Angst breit. Da erschienen an der Front ein paar etwa 55-jährige Veteranen, die sich freiwillig gemeldet hatten, um die schwache Kampfgruppe der Volksrepublik in diesem Abschnitt zu unterstützen. Die ruhige Bestimmtheit der grauhaarigen Männer, ihre Entschlossenheit und ihr Mut steckten alle an. In der kommenden Nacht wurde der Gegenangriff vorgetragen und alle Stellungen konnten erfolgreich zurückerobert werden. Die Verluste waren hoch und auch einige der Veteranen waren gefallen. Die überlebenden zwei Dutzend Soldaten dieser Kampfgruppe werden diese älteren Männer nie vergessen.

Die meisten von uns waren nur selten oder noch nie in Situationen, in denen es um Leben und Tod geht. Dennoch kann Stärke nur gegen Widerstand bewiesen werden, Mut nur gegen Risiko. Tauglichkeit erweist sich erst dann, wenn ein Mann sie konkret unter Beweis stellen muss. Diese Eigenschaften muss man seinen „eigenen Leuten“ aufzeigen, den Menschen, denen man etwas bedeutet und die einem etwas bedeuten, den Menschen, die gegenseitig über ihre Tugenden urteilen. Kein Mann kann sich jederzeit und überall jedem Mann gegenüber beweisen. Das wäre sinnlos und müßig.

Und kein Mann kann all seine Kämpfe und Konflikte alleine durchstehen. Die eitlen Individualisten, die schnöselig jede Gruppenzugehörigkeit ablehnen, sind in Wahrheit Gefangene der neoliberalen Ideologie der Vereinzelung und Getriebene der Mechanismen des Systems. Jeder Mann, auch der stärkste und mutigste, braucht andere Männer und auch die wenigen „Schildmaiden“, also Frauen, die sich für ein Leben als Kriegerin entschieden haben. Er braucht die Männer und kriegerischen Frauen, die zum selben Stamm gehören, deren Loyalität niemals in Frage stehen wird, auf die man, wenn es hart auf hart kommt, mit Sicherheit wird zählen können. Nicht alle von denen sind gleich stark, mutig, kompetent und entschlossen, aber jeder muss bereit sein, das Beste aus sich herauszuholen.

Konflikt ist das Männerschicksal. Unser Leben ist letztlich tragisch. Wir leben, sind aber dazu bestimmt zu sterben. Unser aller Lebensgeschichten sind Ansammlungen von Höhe- und Tiefpunkten, Siegen und Niederlagen, Kämpfen und Weiterentwicklungen. Ohne Konflikte ist es keine Lebensgeschichte wert, erzählt zu werden. Ohne Konflikt und Kampf lautet die Antwort auf die Frage, was passiert sei: Nichts.

Wir wissen, dass wir irgendwann sterben werden, aber wenn wir nicht kämpfen, sind wir schon so gut wie tot. Es ist besser, kraftvoll zu leben und zu kämpfen, als einfach nur – in „Frieden“ – auf das Ende zu warten. Und es ist besser, mit den Freien zu fallen, als auf Knien zu leben.

(geschrieben im Mai 2020)

PS 1

Männliche Konfliktbereitschaft und männlicher Mut sind – wie in meinem Essay angedeutet – nicht gleichbedeutend mit skurriler Streitsüchtigkeit oder dem Suchen von sinnlosen Alltagskonflikten. Vielmehr geht es um die wesentlichen Kämpfe und dabei nicht nur um körperliche, sondern auch um mentale Stärke. In den vergangenen Jahren war in den westlichen Gesellschaften der wesentlichste Test männlicher Kraft sicherlich das totalitäre Corona-Regime. Es war nicht mehr möglich, sich durchzumogeln. Man musste Farbe bekennen. Dabei hat sich klarer als sonst gezeigt, wer Rückgrat und Mut hat, wer zu Verweigerung und Widerstand in der Lage war – und wer sich unterworfen hat, wer zum braven Mitläufer oder sogar zum willigen Handlanger des Systems wurde.

PS 2

Historisch gesehen sind Frauen – in Übereinstimmung mit dem, was ich am Beginn meines Essay über Harmoniebedürfnis und Konfliktbereitschaft ausgeführt habe – in Phasen der gesellschaftlichen Ruhe konformistischer als Männer. Umso bemerkenswerter sind die Frauen, die schon heute den Kampf mit den Herrschenden aufnehmen. In Europa wählten Arbeiterinnen lange noch in einem größeren Ausmaß die damals ideologisch dominanten christlich-konservativen Parteien als ihre männlichen Kollegen. Heute stimmen Frauen überproportional oft für das herrschende woke-globalistische Parteienkartell. In gesellschaftlichen Umbruchsituationen hat sich das aber oft geändert. Die russische Revolution wurde im März 1917 von Streiks und Demonstrationen der Textilarbeiterinnen ausgelöst. Im Iran sind heute junge Frauen die aktivste Gruppe im Kampf gegen den herrschenden Islamfaschismus.

PS 3

In den USA verbreitet sich Jacob Savages Essay „The Lost Generation“ (https://www.compactmag.com/article/the-lost-generation/) wie ein Lauffeuer. Nach nur wenigen Wochen hatten ihn bis Mitte Dezember 2025 bereits sechs Millionen Menschen gelesen. Savage arbeitet heraus und belegt mit zahlreichen Zahlen, wie sich DEI („Diversity, Equity, Inclusion“) in den vergangenen zehn Jahren von einer akademischen Marotte in eine brutale Machttechnik verwandelt habe. Einer ganzen Generation junger weißer Männer seien durch einen perversen Auswahlmechanismus nach biologischen Markern die Aufstiegs- und Karrierechancen geraubt worden. Es handle sich um eine erzwungene Eliten-Rotation durch eine Negativauslese. Er beschreibt, wie sich die Boomer an den Machtposten der herrschenden Ideologie beugen – und die Millennials dafür bezahlen. Savages Text scheint vielen aus der Seele zu sprechen. Auch Elon Musk hat ihn geteilt.

(PS 1-3 geschrieben im Dezember 2025)

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