Wie die Gates-Stiftung die WHO gekapert hat

Eine neue Studie hat aufschlussreiche Zahlen veröffentlicht: Zwischen 2000 und 2024 hat die Gates-Stiftung 5,5 Milliarden Euro in die WHO gepumpt. Davon flossen 4,5 Milliarden Dollar in die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, allein 2,9 Milliarden Dollar wurden für Impfprogramme ausgegeben.
© European Union, 1998 – 2025, Attribution, via Wikimedia Commons

Der Weltgesundheitsrat (World Council for Health/WCH) macht seit über vier Jahren auf die Korruption bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufmerksam. In diesem Rahmen hat die Gruppe auf eine neue Studie aufmerksam gemacht, die Ende Oktober im British Medical Journal (BMJ) veröffentlicht wurde und sich mit dem Einfluss der Gates-Stiftung auf die WHO beschäftigt.

In dieser Arbeit wurden aufschlussreiche Zahlen zusammengetragen: Zwischen 2000 und 2024 hat die Bill & Melinda Gates-Stiftung (BMGF) satte 5,5 Milliarden Dollar in die Kassen der WHO gepumpt. Aber das sei keine Wohltätigkeit, sondern eine Investition im Stil eines Unternehmens, betont der WCH. Gates habe die WHO zu «einer Tochtergesellschaft» seiner privaten Stiftung gemacht.

Die Gates-Stiftung war in diesem Zeitraum übrigens der zweitgrößte Geldgeber der WHO, direkt nach den USA und weit vor traditionellen Großmächten wie Deutschland, China und der Europäischen Union.


Diese finanzielle Macht verleihe einer einzigen, nicht rechenschaftspflichtigen privaten Stiftung mehr direkten Einfluss auf die globale Gesundheitspolitik als den meisten souveränen Staaten. Dieses Ungleichgewicht führe dazu, dass nominell gleichberechtigte Mitgliedstaaten in den Schatten gestellt und untergraben würden. Der WCH betont:

„Mit anderen Worten: Ihr Land hat eine Stimme. Bill Gates hat ein Scheckbuch. Was glauben Sie, wer mehr zu sagen hat?“

Auch die Autoren der Studie kommen zu diesem Schluss, sie schreiben:

«Als zweitgrößter Geldgeber der WHO trägt die BMGF zu einer suboptimalen Verteilung der Ressourcen im WHO-Budget bei. Durch die Konzentration der Stiftung auf den Einsatz von Impfstoffen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten werden einige wichtige globale Gesundheitsprobleme übersehen.»

Im Detail: Von den 640 Zuschüssen an die WHO in Höhe von 5,5 Milliarden Dollar konzentrierten sich 4,5 Milliarden Dollar auf Infektionskrankheiten. Dies entspricht 82,6% aller Beiträge der Stiftung an die WHO. Davon wurden 3,2 Milliarden Dollar (58,9%) in die Poliobekämpfung investiert, 2,9 Milliarden Dollar – 53,3% der an die WHO ausgezahlten Gelder – in Impfprogramme und -projekte. Relativ wenig Mittel flossen dagegen in nicht übertragbare Krankheiten, die Stärkung der Gesundheitssysteme und allgemeine Gesundheitsfaktoren.

In diesem Zusammenhang weist der Weltgesundheitsrat auf das Polio-Paradoxon hin. So habe Gates 3,2 Milliarden Dollar für die Ausrottung der Kinderlähmung ausgegeben, einer Krankheit, die statistisch gesehen nur eine Randerscheinung sei. Im Jahr 2023 habe es beispielsweise weltweit nur zwölf Fälle von Wildpoliomyelitis gegeben.


Warum investiert Gates so viel Geld in die Bekämpfung von Polio? Der WCH gibt die Antwort: Die Ausrottung der Kinderlähmung sei eine massive, logistisch komplexe Operation, die den globalen Impfapparat – die Infrastruktur, die NGOs, die Lieferketten – gut finanziere und am Laufen halte. Es gehe weniger um die Ausrottung eines Virus, als vielmehr um die Aufrechterhaltung einer Industrie.

Der Geist in der WHO-Maschine

Die Folge dieser gezielten Finanzierung sei eine grotesk verzerrte globale Gesundheitsagenda. Die in der Verfassung der WHO selbst festgelegten Prioritäten – wie die Berücksichtigung der «weiteren Gesundheitsdeterminanten» – also zum Beispiel die Stärkung der Gesundheitssysteme und allgemeine Gesundheitsfaktoren – vernachlässige man dagegen. Die Restbeträge der Gates-Finanzierung wurden so verteilt:

  • Ernährung: 1,3%
  • Nicht übertragbare Krankheiten (Krebs, Diabetes, Herzerkrankungen): < 1%
  • Stärkung der Gesundheitssysteme: 0,7%
  • Wasser und Sanitärversorgung: 0,2%
  • Psychische Gesundheit: überhaupt nicht erwähnt

Es scheine, dass die WHO nicht mehr gegen Krankheiten kämpfe, sondern ein auf Impfstoffe fokussiertes Imperium mit einem UNO-Logo verwalte, so der WCH. Es handele sich um eine «öffentlich-private» NGO mit einer globalen Lizenz zur Steuerung.

Die gemütlichen Korridore der Macht

Die Studie im BMJ hat auch enthüllt, wie eng die Beziehung der Gates-Stiftung zur Führung der WHO ist. So hat die Stiftung der WHO im November 2006 eine Zuwendung in Höhe von 4,5 Millionen Dollar zukommen lassen, die unter dem Titel «Übergangsunterstützung für den designierten Generaldirektor der WHO» verbucht wurde. Der WCH gibt zu bedenken:


«Stellen Sie sich vor, Pfizer würde direkt die Einrichtung des Büros eines neuen US-Gesundheitsministers finanzieren. Die Empörung wäre sofort groß. Bei der WHO ist das ganz normal.»

Der WCH ruft deshalb zur Souveränität im Gesundheitswesen auf. Dabei handele es sich nicht nur um eine akademische Debatte. Es gehe darum, wer darüber entscheide, was «Gesundheit» für acht Milliarden Menschen bedeute. Gehe es um einen «umfassenden Zustand des Wohlbefindens», wie es in der Verfassung der WHO heiße? Oder gehe es lediglich darum, bestimmte Infektionskrankheiten durch spezifische, patentierbare Technologien zu bekämpfen?

Das sei der Grund, warum der Weltgesundheitsrat wiederholt den Austritt aus der WHO gefordert habe. Die WHO sei gekapert – und deren demokratisches Versprechen sei durch eine philanthropisch-kapitalistische Übernahme ausgehöhlt worden.

Die BMJ-Studie erinnere uns eindringlich an eine grundlegende Wahrheit: «Wer bezahlt, bestimmt auch, wo es langgeht.» Und derzeit werde die Melodie, die im globalen Gesundheitswesen gespielt werde, in Seattle, einem Hauptsitz der Gates-Stiftung, komponiert, finanziert und dirigiert.

Dieser Beitrag erschien zuerst hier: https://transition-news.org/wie-die-gates-stiftung-die-who-gekapert-hat

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