Das von Goethe entworfene Schießhaus in Weimar war am letzten Septemberwochenende gesteckt voll und das zahlreich anwesende Publikum voller Erwartung. Denn als erster Redner beim Festival Musik & Wort präsentierte Bastian Barucker Inhalte aus seiner Anthologie «Vereinnahmte Wissenschaft», in der mehrere Autoren aufzeigen, wie die deutsche Regierung die «Corona»-Erkenntnisse des Robert-Koch-Instituts (RKI) ignorierte. Das Warum bliebe laut Barucker nach wie vor offen. Jedoch zitierte er im Laufe seines Vortrags folgende Aussage der ehemaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel: «Impfen bringt uns die Freiheit zurück.»
Anhand der über inoffizielle Wege veröffentlichten RKI-Protokolle wurden inzwischen mehrere Bücher und sogar Strafanzeige gegen die verantwortlichen Politiker erstellt – schließlich handelt es sich beim Robert-Koch-Institut um eine weisungsgebundene Behörde. Doch einigen war das schon früher aufgefallen.
Jede Woche vor dem RKI
Es zeigt sich ein endzeitmäßiges Bild an diesem sonnigen Montag, dem 27. September, vor dem Robert-Koch-Institut in Berlin. Der älteste Teil des RKI ist von einem hohen Bauzaun umgeben – und das schon seit über einem Jahr, wie Teilnehmer der wöchentlichen Mahnwache berichten – , zwischen Zaun und Ziegelbau klaffen tiefe Gruben. Vom nahen Westhafen schallt ohrenbetäubender Lärm herüber, wie wenn große Metallcontainer aneinander schrammen. Die Behörde wirkt verlassen, nur einmal huschen graue Gestalten hinter den Fenstern vorbei. «Ich glaube, dass der Whistleblower, der die ungeschwärzten RKI-Protokolle an die Journalistin Aya Velázquez durchgestochen hat, weiß, dass es diese Mahnwache gibt», erklärte Dietmar Lucas. Der Psychologe und Autor stellte sich vor fünf Jahren zum ersten Mal vor das RKI, um «Transparenz» einzufordern.
Lucas hatte bereits im Jahr 2020 Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz zur Qualität der PCR-Tests gestellt, nachdem er mitbekommen hatte, dass es für Labortests Qualitätskontrollen gibt. «Und der erste Ringversuch ergab, dass beim PCR-Test auf SARS-CoV-2 eine ganz erhebliche Falsch-Positiv-Quote rauskam – zwei bis acht Prozent falsch-positive Ergebnisse. Das hieß, jegliche Inzidenz unter 80 war eigentlich statistisches Rauschen. Trotzdem haben die uns hier mit Inzidenzen, die viel niedriger waren, ohne Ende gepiesackt.»
Aber die zuständige Bundesbehörde, das Robert-Koch-Institut, reagierte nicht auf Lucas’ Anfragen. So zog er vor das Verwaltungs- und dann das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. «Doch die haben mich mit der Begründung abgeschmettert, dass ich nicht dargestellt hätte, was denn diese fehlenden Informationen mit den Infektionsschutzmaßnahmen zu tun hätten.»
Und Lucas versteht noch immer nicht, was an dieser Begründung nicht klar war. «Denn alle Infektionsschutzmaßnahmen wurden mit einer Inzidenz begründet. Diese Inzidenz wurde ausschließlich mit PCR-Tests gemessen. Und die schlechte Qualität dieser Tests hätte eigentlich alle Infektionsschutzmaßnahmen komplett ad absurdum geführt. Ich wollte ganz konkret, dass die Abteilung 19 mir ihre Version der Informationen aus diesen Qualitätssicherungstests zur Verfügung stellt. Aber es war zu dieser Zeit einfach nicht durchsetzbar, dass man kritische Stimmen aus dem RKI hören durfte.»
So blieb dem Psychologen nichts anderes übrig, als sich an einem Montag im September 2020 vor das Robert-Koch-Institut zu stellen und Transparenz zu fordern. «Das war die allererste Demo meines Lebens, die ich angezeigt hatte, damals am 28. September 2020.» Selbst als der Verfassungsschutz auf Lucas aufmerksam wurde und ihn beobachtete, ließ er sich nicht von seinen Forderungen abbringen.
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Fünf Jahre später findet die Mahnwache noch immer statt, wenn auch unter einem anderen Anmelder. Und zum fünften Jahrestag gab es Verstärkung durch einige Initiativen, die nach wie vor den Straßenprotest mit ihrer Kreativität beleben. Mit dabei waren unter anderen Mitglieder der Freedom Parade rund um Captain Future, die Schneemänner mit Würde und die Obfrau der Blaulicht-Familie Sabrina Kollmorgen.

Der Psychologe Dietmar Lucas bei seiner Rede vor dem RKI in Berlin am 29. September 2025; Foto: Sophia-Maria Antonulas
Und Lucas sieht sich in seiner Forderung nach Transparenz bestätigt, denn Dank der RKI-Protokolle sei jetzt klar, «dass die Behörde schon im Mai 2020 die Daten über die fehlerhaften PCR-Tests vorliegen hatte». Die von ihm ins Leben gerufene Mahnwache zeigt jedenfalls, dass der permanente Protest auf der Straße selbst in kleinster Form große Wirkung hat.
Auf die Frage, wie lange das wohl noch stattfinden muss, antwortet Lucas: «Wenn es eine behördeninterne Aufarbeitung gibt, so wie mit der Nazi-Zeit, steht vor dem RKI genau da, wo die Mahnwache stattfindet, ein weiteres Denkmal. Es wird darauf hinweisen, dass die Mitarbeiter des RKI sich auch in der Corona-Zeit nicht trauten, den politischen Weisungen ihre wissenschaftliche Kompetenz entgegenzusetzen, sondern sich den politischen Weisungen immer wieder fügten.»
Dieser Text erschien zuerst hier: https://transition-news.org/fehlende-transparenz-wie-lange-noch
Übernahme mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
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